Die Bayerische Akademie des Schreibens bildet Banden

Jörg Sundermeier über den Abschluss der Uniseminare 20/21

Plötzlich gibt es uns wirklich. Meine Gang ist da, alle Zwölfe, keiner ist krank, keine musste absagen. Ich bin mit Jackie Thomae mit dem Zug aus dem spätherbstkalten Berlin ins frühherbstsonnenwarme Augsburg gereist, die Bahn machte falsch, was falsch zu machen war, dennoch sind wir jetzt da.

Jörg Sundermeier © Lisa Rettinger

Und vor uns, zusammen mit den ebenso tollen Teilnehmer*innen und Agnes Brunner und Pierre Jarawan, den Leiter*innen des anderen Kurses, stehen sie nun wirklich auf dem Hof der Universität. Zuvor hatte ich sie alle an drei langen Wochenendseminaren immer nur bei Zoom gesehen, jetzt sehe ich sie erstmals leibhaftig – es gibt sie wirklich, es gibt uns wirklich!

Jubelnd wären wir uns in die Arme gefallen, hätte die Pandemie das zugelassen, nun also jubeln wir nur und erschrecken die anderen Leute auf dem Unigelände. Und schreien, brabbeln und brummeln gleich danach weiter, denn die versierte Schauspiellehrerin Julia Rappel vermittelt uns in zahlreichen Sprech- und Spielübungen, wie man die Stimme freimacht und die Bühnenangst zumindest ein wenig überwindet.

© Lisa Rettinger

Dann schnell ins Hotel und sofort darauf geht’s ins Theater Sensemble, in dem die Teilnehmer*innen beider Seminare ihre Texte vorstellen – und der Reader präsentiert wird, in dem sich die Texte aller finden. Obwohl wir Team Thomae sind, ist niemand darauf bedacht, sein Team oder gar sich selbst besonders hervorzutun, nein, alle vorgestellten Texte sind mitreißend, immer wird am Ende des Textes geklascht und gejohlt – ist man im einen der beiden Leseräume, ist der Applaus des Publikums aus dem anderen Leseraum nicht zu überhören. Sehr schön. Alle stehen allen bei.

Das ist vielleicht sogar das Tollste gewesen: Wir sind wirklich ein Team geworden, 14 Leute, die sich nie gesehen haben, nur am Bildschirm miteinander über Texte debattiert haben, über Korrekturen und Lektoratsfragen und auch über den Seminaraufbau von Jackie und mir. Das aber immer offen und konstruktiv. Kritik ja, Streit nie.

Und jetzt, wo wir alle nach der Lesung feiern und ein Kreischselfie machen, und wir gleich in die Stadt gehen werden, um dort noch weiter zu feiern, da weiß ich – ich durfte tolle Texte, vor allem aber tolle Leute betreuen.

Dafür danke ich meiner Gang sehr.

© Alke Müller-Wendlandt

JÖRG SUNDERMEIER (Verleger // Verbrecher Verlag) leitete gemeinsam mit Jackie Thomae (Autorin) unter dem Titel »Imaginäre Freunde« das Uniseminar 20/21 für Studierende der Universitäten Regensburg, LMU München & Erlangen der Bayerischen Akademie des Schreibens.

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