Lektürekreis für Lehrer*innen

»EXPEDITION LESEN«
LEKTÜREN DER GEGENWART
Leitung: Günther Opitz

Aufbruch in die Gegenwart. In die Literatur unserer Zeit. Viel zu oft lässt der Lehrplan zu wenig Zeit für persönliche Leseentdeckungen, viel zu selten bleibt im Austausch mit Kolleg*innen Raum sich jenseits der Unterrichtszwänge als passionierte Leser*in zu begegnen und Bücher rein zu persönlicher Lust und Erkenntnis zu lesen.

Der Lektürekreis für Lehrer*innen soll ein freier Ort für Entdeckungen von Büchern über unsere Gegenwart sein. Welche Geschichten werden von unserem Leben heute erzählt? Wie wird von heute aus Vergangenheit betrachtet, wie in die Zukunft geblickt? Wie wird derzeit beschrieben, wie wir arbeiten, reisen, lieben oder sterben? Es wird um Bücher gehen, die dazu etwas zu sagen haben.

Pro Abend steht ein Buch im Mittelpunkt, das gemeinsam erkundet werden, das jede*r vorher gelesen hat und über das geredet oder auch gestritten werden soll. Einzige Bedingung: mitlesen, mitmachen, mitdenken. Leitung und Auswahl der Bücher übernimmt Günther Opitz, seit mehr als 20 Jahren Lektor, bei S. Fischer, dtv und jetzt am Institut für Zeitgeschichte

KOMMENDER TERMIN:

DO 16.1.25 // 18.30-21.30 // Bibliothek
ERZÄHLEN VOM BEGEHREN: »SCHWINDEL« VON HENGAMEH YAGHOOBIFARAH
Leitung: Günther Opitz
Ein Kammerspiel in schwindliger Höhe. Wobei die Kammer in diesem Roman das Dach eines Hochhauses ist, von dem die drei Liebhaber*innen Avas nicht fliehen können. Es fehlt der Schlüssel für die Tür nach unten, für den Weg zurück ins alltägliche Leben. Und so können sich Silvia, Robin oder Delia diesmal nicht, wie sonst, mit Ava zu zweit vergnügen, sondern müssen sich zu viert auf eine Mission begeben, um von dem Dach wieder runterzukommen. Frohgemut und mit einiger Komik lässt Hengameh Yaghoobifarah vier Frauen aufeinanderprallen, die zwar Liebe und Lust verbinden, jedoch ihr queeres, lesbisches Leben sehr unterschiedlich gestalten. Yaghoobifarah sucht nach einem Weg, wie man von Begehren, Eifersucht, Sex oder Beziehungsfrust erzählt, jenseits der Geschlechtergrenzen, mit einer neuen, quirligen Sprache und dem Blick auf die Grenzen und Freiheiten, die unsere Gesellschaft derzeit definiert.

In der letzten Sitzung ging es um die existentiellen und poetischen Fragen, mit denen Ingeborg Bachmann 1971 in »Malina« über Liebe geschrieben hat. Ein Buch, das intensiv von der ersten Frauenbewegung rezipiert wurde. Was hat sich geändert seither, im Lieben, im Schreiben darüber?

»Ich mag es, wenn die unterschiedlichen Figuren im Text einverleibt sind, wenn nicht nur im Text über sie erzählt wird, sondern sie letztendlich der Text werden.«

Hengameh Yaghoobifarah in einem Interview über den Roman

Unbenannt 29Hengameh Yaghoobifarah
»Schwindel«
Roman // 240 Seiten // Euro 23.- // Blumenbar
ISBN 978-3-351-05123-5

HENGAMEH YAGHOOBIFARAH, 1991 in Kiel als Kind iranischer Eltern geboren, lebt in Berlin. Gemeinsam mit Fatma Aydemir hat Yaghoobifarah 2019 den Essayband »Eure Heimat ist unser Albtraum« herausgegeben. 2021 erschien der Debütroman »Ministerium der Träume. 2023 folgte der Kolumnen-Band »Habibitus«. Zweimal im Jahr erscheint derzeit »Delfi. Magazin für neue Literatur«, das Yaghoobifarah gemeinsam mit Fatma Aydemir, Enrico Ippolito und Miryam Schellbach gegründet hat. »Schwindel« ist Yaghoobifarahs zweiter Roman.

 

VERGANGENE TERMINE:

DI 22.10.24
INGEBORG BACHMANN »MALINA«

DO 20.6.24
POINTEN DES LEBENS – SAŠA STANIŠIĆS NEUE ERZÄHLUNGEN

MI 17.4.24
LESEKREIS LYRIK: CHRISTIAN LEHNERT, JAN WAGNER & JUDITH ZANDER

DI 23.1.24
DENIZ UTLU »VATERS MEER« (Suhrkamp Verlag)

DI 17.10.23
EIN ABEND ZU TONI MORRSION MIT TANJA HANDELS, DER ÜBERSETZERIN VON TONI MORRISON

MI 26.4.2023
RAPHAELA EDELBAUER »DIE INKOMMENSURABLEN« (Klett-Cotta)

DO 26.1.2023
THERESA PLEITNER »ÜBER DEN FLUSS« (S. Fischer Verlag)

DO 29.9.2022
SERHIJ ZHADAN »INTERNAT« (Suhrkamp // Aus dem Ukrainischen von Juri Durkot und Sabine Stöhr)

MI 4.5.2022
EDGAR SELGE »HAST DU UNS ENDLICH GEFUNDEN« (Rowohlt Verlag)

»…einen Ort für Entdeckungen. Und eine herzliche Einladung, gemeinsam Bücher zu lesen, über diese zu diskutieren und zu streiten, um besser zu verstehen, wie und was heute gedacht und geschrieben wird.

Ich möchte mit Ihnen Bücher erkunden, auf den Prüfstand stellen, möchte Sie und mich fragen, mit welcher Sprache, mit welcher Perspektive erzählt wird, und um was es im Kern eines Buches wirklich geht. Ein Lesekreis schafft einen Raum zum Austausch, der im Alltag meist fehlt, ermöglicht ein Nachdenken über Themen, die weit über das einzelne Buch hinaus relevant sind – für das private Leben, für den Unterricht.

Günther Opitz cc R. Wirth
Günther Opitz © R. Wirth

Wichtig ist, dass Sie als passionierte Leser*innen Ihre Erfahrungen aktiv einbringen, Freude an der Diskussion haben, Ihre Begeisterung für ein Buch oder auch Ihre Kritik offen formulieren. Mein Ziel ist es, gemeinsam eine genaue, vertiefte Lektüre zu gewinnen, immer den Text selbst vor Augen, als Geschichte, die uns angeht, und als Kunstwerk.

Ich habe in Regensburg Germanistik und Geschichte studiert, arbeite seit mehr als 20 Jahren als Lektor, viele Jahre bei S. Fischer und dtv, heute im Institut für Zeitgeschichte in München – und bin immer und immer wieder davon fasziniert, wie Geschichte verfasst wird und Geschichten geschrieben werden können.«

Günther Opitz über den Lektürekreis