Lektürekreis für Lehrer*innen

»EXPEDITION LESEN«
LEKTÜREN DER GEGENWART
Leitung: Günther Opitz

Aufbruch in die Gegenwart. In die Literatur unserer Zeit. Viel zu oft lässt der Lehrplan zu wenig Zeit für persönliche Leseentdeckungen, viel zu selten bleibt im Austausch mit Kolleg*innen Raum sich jenseits der Unterrichtszwänge als passionierte Leser*in zu begegnen und Bücher rein zu persönlicher Lust und Erkenntnis zu lesen.

Der Lektürekreis für Lehrer*innen soll ein freier Ort für Entdeckungen von Büchern über unsere Gegenwart sein. Welche Geschichten werden von unserem Leben heute erzählt? Wie wird von heute aus Vergangenheit betrachtet, wie in die Zukunft geblickt? Wie wird derzeit beschrieben, wie wir arbeiten, reisen, lieben oder sterben? Es wird um Bücher gehen, die dazu etwas zu sagen haben.

Pro Abend steht ein Buch im Mittelpunkt, das gemeinsam erkundet werden, das jede*r vorher gelesen hat und über das geredet oder auch gestritten werden soll. Einzige Bedingung: mitlesen, mitmachen, mitdenken. Leitung und Auswahl der Bücher übernimmt Günther Opitz, seit mehr als 20 Jahren Lektor, bei S. Fischer, dtv und jetzt am Institut für Zeitgeschichte

KOMMENDER TERMIN:

DI 22.10.24 // 18.30-21.30 // Bibliothek
INGEBORG BACHMANN »MALINA«
Leitung: Günther Opitz

»Es war Mord.«

so lautet der letzte, berühmt gewordene Satz von Ingeborg Bachmanns einzigem Roman »Malina«. Er wurde 1971 veröffentlicht, erzählt von Ivan, Malina und der existenzbedrohenden Liebe der Ich-Erzählerin, die in der Ungargasse 6 im Dritten Wiener Bezirk wohnt. Die Zeitangabe lautet »heute«; ein »heute« durch das die Ich-Erzählerin, wie sie zu Beginn bekennt, nur in »höchster Angst und fliegender Eile« kommt.

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Ingeborg Bachmann »Malina« / Roman / Suhrkamp Taschenbuch / 362 Seiten / 12 Euro

»Malina« ist ein Klassiker geworden. Mehr als fünfzig Jahre nach seinem Erscheinen wollen wir uns fragen, in welchem »heute« wir diesen Roman lesen können, was er uns noch sagt, wie wir ihn in unserer Gegenwart verstehen können – als unvoreingenommene Leser*innen. Die vielfachen Interpretationen, die es zu dem Roman gibt, sollen dabei außen vor bleiben; allein der Romantext, die verzwickte Dreiecksgeschichte, die Beschreibung einer verzehrenden Liebe und Bachmanns Art des Erzählens sollen im Vordergrund des Abends stehen. Ein Erzählen, von dem es im Roman heißt:

»Ich muss erzählen. Ich werde erzählen. Es gibt nichts mehr, was mich in meiner Erinnerung stört.«

Ingeborg Bachmann wurde am 25. Juni 1926 in Klagenfurt geboren. 1953 erhielt sie den Preis der Gruppe 47. Nach den Gedichtbänden »Die gestundete Zeit« und »Anrufung des Großen Bären« publizierte sie Hörspiele, Essays und zwei Erzählungsbände. »Malina« ist ihr einziger vollendeter Roman. Bachmann starb am 17. Oktober 1973 in Rom.

Noch bis zum 24.11.2024 wird erstmals in München das umfangreiche Werk von Ingeborg Bachmann im Rahmen einer Ausstellung »Ich bin es nicht. Ich bin‘s« im Literaturhaus vorgestellt. In fünf Stationen, im Blick auf die wichtigsten Werke und Wohnorte Bachmanns, eröffnet die Ausstellung Zugänge zum Schreiben der Schriftstellerin – so auch zu »Malina.« (Sommerpause vom 5.8. bis 1.9. 2024)

AUSGABEN:
Ingeborg Bachmann »Malina«
Roman // Suhrkamp Taschenbuch // 362 Seiten // 12 Euro
oder:
Ingeborg Bachmann »Malina«
Roman // Kommentiert von Monika Albrecht & Dirk Göttsche // Suhrkamp BasisBibliothek // Band 56 // 389 Seiten // 12 Euro

VERGANGENE TERMINE:

DO 20.6.24
POINTEN DES LEBENS – SAŠA STANIŠIĆS NEUE ERZÄHLUNGEN

MI 17.4.24
LESEKREIS LYRIK: CHRISTIAN LEHNERT, JAN WAGNER & JUDITH ZANDER

DI 23.1.24
DENIZ UTLU »VATERS MEER« (Suhrkamp Verlag)

DI 17.10.23
EIN ABEND ZU TONI MORRSION MIT TANJA HANDELS, DER ÜBERSETZERIN VON TONI MORRISON

MI 26.4.2023
RAPHAELA EDELBAUER »DIE INKOMMENSURABLEN« (Klett-Cotta)

DO 26.1.2023
THERESA PLEITNER »ÜBER DEN FLUSS« (S. Fischer Verlag)

DO 29.9.2022
SERHIJ ZHADAN »INTERNAT« (Suhrkamp // Aus dem Ukrainischen von Juri Durkot und Sabine Stöhr)

MI 4.5.2022
EDGAR SELGE »HAST DU UNS ENDLICH GEFUNDEN« (Rowohlt Verlag)

»…einen Ort für Entdeckungen. Und eine herzliche Einladung, gemeinsam Bücher zu lesen, über diese zu diskutieren und zu streiten, um besser zu verstehen, wie und was heute gedacht und geschrieben wird.

Ich möchte mit Ihnen Bücher erkunden, auf den Prüfstand stellen, möchte Sie und mich fragen, mit welcher Sprache, mit welcher Perspektive erzählt wird, und um was es im Kern eines Buches wirklich geht. Ein Lesekreis schafft einen Raum zum Austausch, der im Alltag meist fehlt, ermöglicht ein Nachdenken über Themen, die weit über das einzelne Buch hinaus relevant sind – für das private Leben, für den Unterricht.

Günther Opitz cc R. Wirth
Günther Opitz © R. Wirth

Wichtig ist, dass Sie als passionierte Leser*innen Ihre Erfahrungen aktiv einbringen, Freude an der Diskussion haben, Ihre Begeisterung für ein Buch oder auch Ihre Kritik offen formulieren. Mein Ziel ist es, gemeinsam eine genaue, vertiefte Lektüre zu gewinnen, immer den Text selbst vor Augen, als Geschichte, die uns angeht, und als Kunstwerk.

Ich habe in Regensburg Germanistik und Geschichte studiert, arbeite seit mehr als 20 Jahren als Lektor, viele Jahre bei S. Fischer und dtv, heute im Institut für Zeitgeschichte in München – und bin immer und immer wieder davon fasziniert, wie Geschichte verfasst wird und Geschichten geschrieben werden können.«

Günther Opitz über den Lektürekreis