»Umringt von Kindern wie der Rattenfänger«,
so tanzt der eben eingeläutete Januar in Erich Kästners Neujahrsgedicht auf dem Eis.
Umringt von Kindern war der berühmte Autor wohl auch selbst oft genug. Nicht nur im Café am Hofgarten, so zu sehen in der Schlussszene des »Fliegenden Klassenzimmers«, sondern vor allem bei seinen Lesungen in der Münchner Jugendbibliothek, die er in den 50er und 60er Jahren gab.
Und umringt von Kindern tanze nun auch ich allwöchentlich durch unsere Ausstellung »Gestatten, Kästner«. Meine Tanzpartner sind dabei Schüler aus so gut wie jeder Jahrgangsstufe. Zusammen mit den jungen Besuchern drehen wir uns um die verschiedenen Lebensstationen ihres Lieblingsautors.
Denn tatsächlich: Kästner begeistert nach wie vor die kleinen LeserInnen. Fast alle kennen das Abenteuer des jungen Emil Tischbein, der, zum ersten Mal allein in der Großstadt, in Berlin mit Hilfe einer Schar selbst ernannter Detektive einem gemeinen Taschendieb das Handwerk legt.
Warum Emil denn Emil heißt, werde ich gleich zu Beginn oft gefragt. Dann lasse ich sie kurz in die linke Vitrine blinzeln und erstaunt schauen sie mich an: »Der Vater von Kästner hieß ja Emil!«
Und so leiten die Kinder eigentlich schon selbst die Diskussion über die Kindheit des beliebten Schriftstellers ein. Denn gerade der Vater kam doch zu kurz, und wurde von Mutter Ida zu Lebzeiten oft ins Abseits gedrängt. In diesem frühen Konflikt, dem Gerechtwerden beider Elternteile, wächst Kästners innere Zerissenheit heran, die in seinem bis zum Schluss gelebten Doppelleben gipfelt.
Die damit spielenden, und in jeder Station zu sehenden und zu enträtselnden Denkbilder faszinieren die Schüler meistens besonders. Vor allem das gespiegelte und dadurch unendlich vervielfältigte Porträt Kästners (in der zweiten Berlinstation der Ausstellung) begeistert und animiert die Schüler zu einem Selfie mit dem multiplen Erich. Aber auch nach dem gemeinsamen Rundgang ergibt sich die Möglichkeit, eine Erinnerung an die Ausstellung mitzunehmen. Die Fotowand lädt die Schüler ein, ein Gruppenbild mit Emil, Gustav, dem Professor, Pony Hütchen und den anderen fleißigen Detektiven zu schießen. Wer kein Smartphone dabei hat, reisst sich an selbiger Stelle ein Ausmalbild mit Motiv nach Wahl ab und trägt somit auch ein Stück von Kästners Welt mit zu sich nach Hause.
»GESTATTEN, KÄSTNER!«
Eine Erich Kästner-Ausstellung des Literaturhauses München
25.9. bis 14.2.2016
FÜHRUNGEN für SchülerInnen (Euro 36.- inkl. Eintritt)
und freie Gruppen (Euro 36.- plus Eintritt)
können unter Tel. 089-29 19 34-14 gebucht werden.