Geld und Macht: Shakespeares Bilanzen

Frühjahrstagung der Deutschen Shakespeare-Gesellschaft (26. – 28.4.2013)

Shakespeares Theater ist eine ökonomische Anstalt. Die Schauspieltruppe, der er angehörte, war ein bürgerliches Unternehmen, das zur exklusiven Festkultur wie zum öffentlichen Amüsierbetrieb beitrug und so gut ins Geschäft kam, dass es ordentlich Gewinn erwirtschaftete. Da überrascht es nicht, dass Geldverkehr und Warentausch, Pfand, Kredit, Besitz und Schuld und alle wirtschaftlichen Transaktionen, die damit zusammenhängen, auch in Shakespeares Werken eine große Rolle spielen. Ob durch Geldbörsen und Münzen, die in Überredungsszenen den Besitzer wechseln, ob durch Handlanger und Händler, die auf der Bühne oder im Theater Dienste oder Waren feilbieten, ob durch Wortspiele und Bildersprache oder hochspekulative Risikogesellschaften, die nur von Pump und Zinsen leben: vielfach zeigt uns Shakespeare eine Welt aus Soll und Haben, in der Menschen ihren Ort aufgrund von finanziellen Akten finden und behaupten müssen und in der das Geld daher zum Zeichen universeller Macht aufsteigt. Kein anderer als Karl Marx war zutiefst davon beeindruckt, wie „trefflich“ Shakespeares Werk das „Wesen des Geldes“ als „sichtbare Gottheit“, „allgemeine Hure“ und „Kupplerin der Menschen und Völker“ erkunde, um auf diese Art die „allgemeine Verwechslung und Verkehrung der Dinge“ vorzuführen. Was also sagt uns Shakespeares Bühnengeldverkehr von Machtverhältnissen, von arm und reich, von Zeichenrelationen und vom wahrem Wert der Dinge? Wie wird dieses Gespenst des Kapitals bei ihm zugleich zum großen Welttheater? Und welchen Aufschluss mag es zur Erkundung unserer eignen Marktgesellschaft und ihrer virtuellen Welten bieten? In einer Zeit, da Schuldenkrisen die globale Welt beherrschen, gewinnen Shakespeares Geld- und Machtspiele erneut an Relevanz. Zu Beginn des 150. Jahres ihres Bestehens zieht die Deutsche Shakespeare-Gesellschaft Bilanz und fragen nach aktuellem Streit- und Marktwert.
 FLYER

 

 

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