INS BLAUE?

Gedanken zu unserer Ausstellung NATUR IN DER LITERATUR

BLAU, BLAUER, AM BLAUSTEN…

Ins Grüne? Oder doch ins Blaue? Foto: Marion Bösker-von Paucker

Geht man, wenn man in die Natur geht, ins Blaue oder ins Grüne? Oder meint das eine das Meer und den See und das andere den Wald und die Wiese? Warum sagt man, einer lügt das Blaue vom Himmel? Was hat die Blaumeise der Kohlmeise voraus? Und warum heißt unsere Ausstellung »INS BLAUE«?

Die Farbe, die wir uns als Titel für unsere Ausstellung gewählt haben, ist viel mehr als nur Farbe. Sie ist Symbol und Stimmung, Methode und Tageszeit. Sie kann Traurigkeit wie Müßiggang meinen, diente Büchern, Liedern und Filmen als Titel.
Joan Didion schrieb mit »Blaue Stunde« ein großes Trauerbuch. Gottfried Benn nutzte diese kurze Zeit zwischen Tag und Nacht für sein gleichnamiges Gedicht, in dem er eine so hingebungsvolle wie flüchtige Liebe schildert.

»Je tiefer das Blau wird, desto mehr ruft es den Menschen in das Unendliche, weckt in ihm die Sehnsucht nach Reinem und schließlich Übersinnlichem«,

schrieb Wassily Kandinsky in »Über das Geistige in der Kunst«. Franz Marc malte zur selben Zeit seine Pferde blau. Die beiden machten gleich eine ganze Bewegung daraus und gründeten den Blauen Reiter. Der Künstler Yves Klein schrieb Jahre später:

»Zuerst gibt es ein Nichts, dann ein tiefes Nichts, und schließlich eine blaue Tiefe.«

Ferris machte in einer berühmten Highschool-Komödie der 80er Jahre blau. Raymond Queneau ließ in »Die blauen Blumen« den absonderlichen Cidrolin, der im Jahr 1964 auf einem Boot lebt, und den Herzog von Auge aus dem Jahre 1264 voneinander träumen. Novalis prägte die »Blauen Blumen« als romantisches Symbol für das Unerreichbare (und DIE Unerreichbare). Und Suzanne Vega hat sich mit »Small Blue Thing«, einer zartschönen Ballade über die Melancholie, in unsere Herzen gesungen.

Die Nordsee.
Foto: Marion Bösker-von Paucker

Die Maya bemalten Menschen, die geopfert werden sollten, mit blauer Farbe. Die Britannier, Gallier und Germanen zogen mit blauen Gesichtsbemalungen in den Krieg. Schafft man es, jemandem oder etwas zu entkommen, ist man mit einem blauen Auge davon gekommen. Trinkt man zu viel, ist man ziemlich schnell blau. [Die Franzosen sagen übrigens »grau sein« / »être gris« zum Blausein, was der Gesichtsfarbe am nächsten Morgen recht nah kommt.] Kommt man dann auch noch zu spät nach Hause, kann man sein blaues Wunder erleben. Und hat man blaues Blut, dann entstammt man vermutlich altem Adel – oder aber man leidet an Zyanose.

All das und viel mehr assoziieren wir mit der Farbe Blau. Lassen Sie sich inspirieren von einer Ausstellung, die nicht monochrom ist, sondern vielfarbig, die nicht die Farbe Blau meint, sondern die Methode »INS BLAUE«: Spazieren Sie durch eine wogende Zitate-Wiese. Legen Sie sich auf ein grünes Bett und betrachten Sie die weißen Wolken. Baden Sie im rosa Morgenlicht. Hören Sie die Vögel im tiefen Waldesdunkel zwitschern. Entdecken Sie überraschende Kunstwerke. Und schauen Sie hinter die »Nebenwand im Gehirn«… [H.M. Enzensberger]

Blaumachen mal anders Foto: © Magda Hirschberger

INS BLAUE! NATUR IN DER LITERATUR
23.3. bis 7.10.2018
Eine Ausstellung des Literaturhauses München gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes
Leitung Literaturhaus: Tanja Graf // Kuratorin: Heike Gfrereis // Projektleitung: Karolina Kühn // Beratung: Judith Schalansky // Gestaltung: unodue{münchen

Mo-Fr 10-19 Uhr
Sa/So/Feiertage 10-18 Uhr
Mo für Studierende & Schüler*innen: Euro 2.-
#insblaue

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