Die Akademie spaziert, liest und feiert!

Abschluss der Uni-Seminare der Bayerischen Akademie des Schreibens

Ein chorales »Augsburg ist…« eröffnete den feierlichen Abend.

Unter großer Hitze fanden die beiden Uniseminare »Wendepunkte« und »Stadt/Land/Fluss« am 8. Juni im S’Ensemble Theater Augsburg ihren so aufregenden wie schönen Abschluss. Die 24 Seminarteilnehmer*innen aus ganz Bayern begeisterten mit ihren Texten nicht nur die Seminarleiter*innen, sondern abends auch das gespannte Publikum vor sommerlich-festlicher Theater-Kulisse.

Die Festlichkeit begann pünktlich mit einer gemeinsamen Performance, bei der die am Nachmittag eigens dafür produzierten Augsburg-Slogans vorgetragen wurden. Bei einigen lagen da vor allem die hohen Temperaturen und die gute Verpflegung hoch im Kurs:

»Augsburg ist heiß. Die Schwaben sparen nicht mit Grad Celsius, der Leberkäs dampft, das Arschwasser kocht und die Hasen hüpfen ins Hopfennass. Schlachthofschlemmereien.«

Eva-Maria Schreiner

So auch bei Carina Knobloch:

»Augsburg ist ein sonniger Biergarten vor einem alten Schlachthof, in dem wenigstens der Hase der Brauerei ein Happy End gefunden hat.«

Aber auch das gewisse brecht’sche, libertäre Gefühl, das die Stadt im Schwabenland vermittelt, hat sich in manche Gedächtnisse eingebrannt:

»Augsburg ist, wo todesmutige Kleingärtner sich in reißende Fluten stürzen – Augsburg ist Freiheit.«

Die bunte Auswahl an Augsburg-Abrechnungen à la Thomas Bernhard aber auch an romantischen Liebeserklärungen stimmten das Publikum bestens auf das folgende, ebenso abwechslungsreiche, Lesungsprogramm ein.

»Augsburg ist ein rostansetzender Kaugummiautomat mit Taubenkacke darauf, dem sich immer noch Schätze aus den 90er Jahren entlocken lassen.« (Philipp Schlüter)

Sandra Hoffmann & Tom Müller, Eva-Maria Kaufmann & Christoph Peters, die Seminarleiter*innen, moderierten ihre jeweiligen Schützlinge so anekdotenreich und herzenswarm an, so dass auch die letzte Aufregung auf der Bühne keine Chance hatte. Von diesen gab es im S’Ensemble auch gleich zwei: das Studio und das Theater. Auf diese beiden, charmanten Bühnen verteilten sich die Lesenden und füllten ein zweistündiges, fesselndes Programm. Zum Teil hätten sich die Zuschauer am Liebsten in zwei geteilt, da sie keinen der Texte verpassen wollten. Im nächsten Jahr dann vielleicht besser gleich eine Marathon Lesung von 20 Uhr bis Mitternacht?

Wer also nun das Gefühl hatte, eine der Erzählungen sei ihr/ihm entgangen, oder auch um eine der gehörten nochmals für sich, in aller Stille, zu lesen, dem blieb die Möglichkeit, den marianengraben-blauen Reader mit nach Hause zu nehmen. Und siehe da: Er wurde zum absoluten Verkaufsschlager des Abends!

Die neuen, quadratisch-guten Reader sind echte Schmuckstücke geworden!

WENDEPUNKTE
Keine Frage warum, denn die darin enthaltenen Geschichten erzählen von Unfall-Babys und Auto-Unfällen, schrulligen Männern und Frauen, von wundersamen Vögeln und ihren schnybzoiden Beobachtern. Besuche beim KVR werden gefeiert, italienische Tourismus-Idyllen und geheimnisvolle Waldwege führen in die Irre. Voyeuristische Triebe werden befriedigt, Freundschaften in Deutschland auf die Probe gestellt und in Indien wieder gekitttet. Unter Applaus und unter Wasser geknutscht…Statt in einen Käfer verwandelt sich der Erzähler in einen Toten, der nicht stirbt. Wahrheiten finden bei Familienfesten keinen Anklang. Stalker landen wirklich in Polizistenarmen.

STADT/LAND/FLUSS
Abo-Orange-Menschen werden herbei gesehnt, skurile Figuren wie Kaulmann geistern durch ihren Alltag und wachsen uns ans dabei ganz schnell ans Herz. Weiße oder rosa Perlen symbolisieren schwangere Bäuche und bilden den Geheimcode sich vermissender Schwestern. Ein geheimer Freund muss sich von Würsten und Schokolade ernähren und wünscht sich in die Vergangenheit zurück. Ein extra herbeigeführter Stromausfall und ein ominöses Funkgerät lassen uns im Dunkeln, dafür erfahren wir, wie eine rote Ampel sofort grün wird. Aber Achtung, auch Sirenen brauchen ausreichenden Schlaf! Und während fette Meerschweinchen namens Einstein in den Himmel kommen, steht Katze Hannibal ihrem Freund Tim in schweren Zeiten zur Seite. Alliterationen in bolivianischen Namen führen nicht unbedingt zu den schönsten Romanzen und wie die schräge Mathilda wirklich gestorben ist… na, das lest am Besten selbst nach. (Eine begrenzte Stückzahl an Readern ist noch vorrätig!)

Es lasen im ganzen Theater:
Amelie Auer (Bamberg) // Ksenia Gorbunova (LMU) // Jan-Moritz Harnisch (Augsburg) // Johannes Hofmann (Augsburg) // Dorothea Kaiser (Erlangen) // Carina Knobloch (Erlangen) // Helene Köck (TU München) // Florian Kurz (Erlangen) // Annegret Liepold (LMU München) // Ulrike Niemann (TU München) // Philipp Neudert (Bayreuth) // Johannes Pittroff (Bayreuth) // Helena Ressel (Regensburg) // Dilan Zoe Smida (Bayreuth) // Johanna Schirmer (LMU München) // Philipp Schlüter (Bamberg) // Eva-Maria Schreiner (Regensburg) // Anja Seemann (Regensburg) // Sarah Stanojevic (TU München) // Oliver Urbanke (Bamberg) // Julia Wehrmann (Regensburg) // Christina Weidl (Bamberg) // Albert Zeller (Augsburg).

Die Bayerische Akademie des Schreibens ist eine Kooperation des Literaturhauses München, des Literaturarchivs Sulzbach Rosenberg| Literaturhaus Oberpfalz, des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst sowie der Universitäten AugsburgBamberg, Bayreuth, Erlangen, der LMU und TU München und der Universität Regensburg. Sie wird unterstützt durch den Deutschen Literaturfonds e.V.

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