Lektürekreis für Lehrer*innen

»EXPEDITION LESEN«
LEKTÜREN DER GEGENWART
Leitung: Günther Opitz

Aufbruch in die Gegenwart. In die Literatur unserer Zeit. Viel zu oft lässt der Lehrplan zu wenig Zeit für persönliche Leseentdeckungen, viel zu selten bleibt im Austausch mit Kolleg*innen Raum sich jenseits der Unterrichtszwänge als passionierte Leser*in zu begegnen und Bücher rein zu persönlicher Lust und Erkenntnis zu lesen.

Der Lektürekreis für Lehrer*innen soll ein freier Ort für Entdeckungen von Büchern über unsere Gegenwart sein. Welche Geschichten werden von unserem Leben heute erzählt? Wie wird von heute aus Vergangenheit betrachtet, wie in die Zukunft geblickt? Wie wird derzeit beschrieben, wie wir arbeiten, reisen, lieben oder sterben? Es wird um Bücher gehen, die dazu etwas zu sagen haben.

Pro Abend steht ein Buch im Mittelpunkt, das gemeinsam erkundet werden, das jede*r vorher gelesen hat und über das geredet oder auch gestritten werden soll. Einzige Bedingung: mitlesen, mitmachen, mitdenken. Leitung und Auswahl der Bücher übernimmt Günther Opitz, seit mehr als 20 Jahren Lektor, bei S. Fischer, dtv und jetzt am Institut für Zeitgeschichte.

KOMMENDER TERMIN:

DO 20.6.24 // 18.30-21.30
POINTEN DES LEBENS – SAŠA STANIŠIĆS NEUE ERZÄHLUNGEN

Saša Stanišić »Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne« (Luchterhand)
Saša Stanišić »Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne« (Luchterhand)

Wäre es nicht super, wenn es einen Proberaum für das Leben gäbe? Wenn man die Zukunft einmal ausprobieren könnte? Würde dann Georg Horvath herausfinden können, wie er im Piraten-Memory endlich gegen seinen achtjährigen Sohn gewinnen könnte? Hätte dann die Putzfrau Dilek schon viel früher gewusst (und nicht erst, seit die Zeit einmal stehen geblieben ist), dass sie in Wien bleiben will und nicht mit Ercan zurück in die Türkei gehen wird? Und würden die Schüler Fatih, Nico, Piero und Saša, allesamt Ausländer in Deutschland, etwas dagegen tun können, ein wahrscheinlich beschissenes Leben zu haben?

Wie wäre es, wenn man sich anders entschieden hätte oder endlich richtig entscheidet: für das größere Glück, die richtige Lüge, das lustigere Leben? Saša Stanišić erzählt davon so fintenreich, dass es viel Freude machen wird, seine neuen Erzählungen gemeinsam zu lesen und zu fragen, wie man es heute eigentlich schafft, humorvoll und witzig zu schreiben. Denn Humor ist sehr viel mehr als die Pointe an der richtigen Stelle. Es ist eine Haltung, eine Ästhetik, eine Form. Wie funktioniert die und was passiert, wenn wir lachen statt die Stirn zu runzeln?

Der Erzählungsband »Möchte die Witwe angesprochen werden, platziert sie auf dem Grab die Gießkanne mit dem Ausguss nach vorne« ist ab 30.5.2024 im Buchhandel erhältlich (Luchterhand Verlag // München 2024 // 256 Seiten // Euro 24.-).

SAŠA STANIŠIĆ wurde 1978 in Višegrad (Jugoslawien) geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Schon sein Debütroman »Wie der Soldat das Grammofon repariert« (2006) wurde begeistert gelesen, hoch gelobt und in mehrere Sprachen übersetzt. Er veröffentlichte zwei weitere Romane, »Vor dem Fest« und »Herkunft«, den Erzählungsband »Fallensteller« und Kinderbücher, die vielfach ausgezeichnet wurden und ein großes Publikum fanden. Er zählt heute zu den wichtigsten deutschsprachigen Autoren.

VERGANGENE TERMINE:

MI 17.4.24
LESEKREIS LYRIK: CHRISTIAN LEHNERT, JAN WAGNER & JUDITH ZANDER

DI 23.1.24
DENIZ UTLU »VATERS MEER« (Suhrkamp Verlag)

DI 17.10.23
EIN ABEND ZU TONI MORRSION MIT TANJA HANDELS, DER ÜBERSETZERIN VON TONI MORRISON

MI 26.4.2023
RAPHAELA EDELBAUER »DIE INKOMMENSURABLEN« (Klett-Cotta)

DO 26.1.2023
THERESA PLEITNER »ÜBER DEN FLUSS« (S. Fischer Verlag)

DO 29.9.2022
SERHIJ ZHADAN »INTERNAT« (Suhrkamp // Aus dem Ukrainischen von Juri Durkot und Sabine Stöhr)

MI 4.5.2022
EDGAR SELGE »HAST DU UNS ENDLICH GEFUNDEN« (Rowohlt Verlag)

»…einen Ort für Entdeckungen. Und eine herzliche Einladung, gemeinsam Bücher zu lesen, über diese zu diskutieren und zu streiten, um besser zu verstehen, wie und was heute gedacht und geschrieben wird.

Ich möchte mit Ihnen Bücher erkunden, auf den Prüfstand stellen, möchte Sie und mich fragen, mit welcher Sprache, mit welcher Perspektive erzählt wird, und um was es im Kern eines Buches wirklich geht. Ein Lesekreis schafft einen Raum zum Austausch, der im Alltag meist fehlt, ermöglicht ein Nachdenken über Themen, die weit über das einzelne Buch hinaus relevant sind – für das private Leben, für den Unterricht.

Günther Opitz cc R. Wirth
Günther Opitz © R. Wirth

Wichtig ist, dass Sie als passionierte Leser*innen Ihre Erfahrungen aktiv einbringen, Freude an der Diskussion haben, Ihre Begeisterung für ein Buch oder auch Ihre Kritik offen formulieren. Mein Ziel ist es, gemeinsam eine genaue, vertiefte Lektüre zu gewinnen, immer den Text selbst vor Augen, als Geschichte, die uns angeht, und als Kunstwerk.

Ich habe in Regensburg Germanistik und Geschichte studiert, arbeite seit mehr als 20 Jahren als Lektor, viele Jahre bei S. Fischer und dtv, heute im Institut für Zeitgeschichte in München – und bin immer und immer wieder davon fasziniert, wie Geschichte verfasst wird und Geschichten geschrieben werden können.«

Günther Opitz über den Lektürekreis