So 17.11.19 // 16 Uhr // Biblithek
Literaturfest München 2019: forum:autoren

Wechsel der Besitzverhältnisse?

Symposion (4) mit Joseph Vogl, Silke van Dyk & Philipp Ther

Moderation: Daniela Dahn (Publizistin, Berlin)

1989 als Brandbeschleuniger – oder vielleicht doch als Einübung ins Paradies? Zum Abschluss des Symposions untersuchen eine Soziologin, ein Kulturwissenschaftler und ein Historiker die wirtschaftlichen Zäsuren, die der Umbruch mit sich brachte.

Die Einführung der D-Mark, die Privatisierung und ihre Folgen – nicht aus Sicht von Treuhandexperten, sondern aus wissenschaftlichen und philosophischen Perspektiven betrachtet: Mit der Publizistin Daniela Dahn diskutieren die Gäste das »Gespenst des Kapitals«, die Gefahr, Neoliberalismus und Populismus zu vermischen, und blicken dabei auch über hiesige Landesgrenzen hinaus.

Mit »Das Finanzregime (Wege aus dem Kapitalismus?)« legt Joseph Vogl den dritten Teil seiner umfassenden Kapitalismuskritik vor. Diese zielt auf die Demaskierung der liberalen Legende ab, dass Politik und Ökonomie, Markt und Staat getrennt seien. Vogl, der zurzeit an der Princeton University lehrende Literatur- und Kulturwissenschaftler, plädiert dafür, sich dem Thema kulturhistorisch anzunähern.

Als Direktorin des Instituts für Soziologie der Friedrich-Schiller-Universität Jena beschäftigt sich Silke van Dyk unter anderem mit Identitätspolitik sowie der Soziologie der Sozialpolitik und des Wohlfahrtsstaats. Sie warnt davor, den autoritären Kapitalismus und den autoritären Populismus in einen Topf zu werfen – wenngleich es in beiden Fällen »eine dem Politischen entzogene Instanz« gebe, die als alternativlos gelte und letztlich demokratiezersetzend wirke.

Osteuropa und dessen wirtschaftliche Entwicklung nach 1989 ist ein Kernthema von Philipp Ther. Seine Publikation »Die Außenseiter – Flucht, Flüchtlinge und Integration im modernen Europa« wurde als Wissenschaftsbuch des Jahres 2018 nominiert. Aktuell beschäftigt sich der Wiener Geschichtsprofessor mit Transformationsprozessen, die zu Ungleichheiten in der Gesellschaft führten und bis heute auf diese einwirken. Für dieses Forschungsprojekt erhielt er den renommierten Wittgenstein-Preis 2019.