Ob Abenteuer- oder Familienroman, Krimi oder Entwicklungsroman: Fast alle Texte laufen irgendwann auf die ganz großen Gefühle hinaus, auf Szenen, in denen sich eine Liebe offenbart oder entzieht, eine Freundschaft entsteht oder zerbricht, eine Katastrophe eintritt oder ein Schicksalsschlag wieder erlebt wird. Es sind Schlüssel-, Wende- oder Höhepunkte eines Romans oder einer
Erzählung. Als Leser/Leserinnen lassen wir uns von ihnen mitreißen – oder auch nicht, denn das ist das Heikle an den ganz großen Szenen: Ein paar Sätze zu viel, und sie wirken überladen, ein falsches Wort, und sie wirken kitschig. Oder langweilig. Oder unglaubwürdig. Es gibt viele Arten, daran zu scheitern. Welche Tonlage schlagen andere Schriftsteller/Schriftstellerinnen in ihren Schlüsselszenen an? Welches Erzähltempo wählen sie? Und können sie uns damit überzeugen? Vor allem aber werden wir an eigenen Texten arbeiten und nebenbei eine Liste an »Dos« und »Don’ts« zusammenstellen, die uns helfen soll, große Leidenschaft in wohldosierter Wucht auf den Punkt und aufs Papier zu bringen.
MATTHIAS POLITYCKI, Lyriker und Autor von Erzählungen, Essays und Romanen (zuletzt »Alles wird gut«), ist einer der großen Stilisten der deutschen, zeitgenössischen Literatur. Im Jahr 2011 kuratierte er das Literaturfest München.