»Tatsächlich lesen sich Baldwins Schriften, als wären sie für unsere Zeit geschrieben«,
so Verena Lueken am 1.12.2017 in der FAZ zum 30. Todestag des New Yorker Schriftstellers James Baldwin (1924-1987). Er war der erste schwarze Künstler auf dem Cover des Time Magazine, ein verehrter, vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und eine Ikone der Gleichberechtigung aller Menschen, ungeachtet ihrer Hautfarbe, ihrer sexuellen Orientierung oder ihres Herkunftsmilieus,Vorläufer von Autor*innen wie Teju Cole, Zadie Smith und anderen. Sein autobiografischer Roman »Von dieser Welt«, erstveröffentlicht 1953, glich damals einem Befreiungsschlag. Heute ist er ein Klassiker der US-amerikanischen Literatur und doch beängstigend aktuell. Wir hören Passagen aus »Von dieser Welt«, neuübersetzt von Miriam Mandelkow, gelesen von Thomas Lettow (Residenztheater).
John Grimes ist ein schwarzer, empfindsamer Junge aus Harlem, sexuell unschlüssig, seine einzige Waffe zur Selbstverteidigung ist sein Verstand. Aber was nützt es, von den weißen Lehrern gefördert zu werden, wenn der eigene Vater einem tagtäglich predigt, man sei hässlich und wertlos, solange man sich nicht von der Kirche retten lässt. John sehnt sich danach, selbst über sein Schicksal zu entscheiden, nicht sein Vater, den er trotz allem liebt, nicht ein Gott, den er trotz allem sucht. Als am Tag von Johns vierzehntem Geburtstag sein Bruder Roy von Messerstichen schwer verletzt nach Hause kommt, wagt John einen mutigen Schritt, der nicht nur sein eigenes Leben verändern wird.
»Nicht alles lässt sich ändern, aber nichts ändert sich von selbst.«