Mi 1.2.23 // 19 Uhr // Saal

Jagdszenen aus Niederthann. Ein Lehrstück über Rassismus

Hans Woller & RADOSLAV GANEV IM GESPRÄCH

Moderation: Annette Ramelsberger (Süddeutsche Zeitung)

Das beschauliche Dorf Niederthann in Oberbayern wird in den 1970er Jahren Schauplatz eines Verbrechens, das als »Zigeuner-Krieg« Schlagzeilen macht: Ein Dorfbewohner schießt auf zwei Romni. Eine der jungen Frauen stirbt, die andere flieht schwer verletzt. Der Schütze kommt glimpflich davon; er wird unterstützt von Polizei, Justiz, Dorfgemeinschaft. Der Historiker Hans Woller hat den Kriminalfall rekonstruiert und erzählt eine Geschichte voller Abgründe und rassistischer Ressentiments (Verlag C.H.Beck). Hans Woller verbindet hervorragende Quellenrecherche mit brandaktuellen Fragen: Wären die Reaktionen heute anders, oder würde man erneut den Täter zum Opfer erklären? Er diskutiert mit Radoslav Ganev, Gründer des Vereins »Romanity« und Vorstand der »Lichterkette«, es moderiert Annette Ramelsberger, Expertin für Innere Sicherheit und Extremismus bei der Süddeutschen Zeitung, vielfach ausgezeichnet für ihre Berichterstattung über den NSU-Prozess.

»Es ist der Nachmittag des 5. November 1972. Anka steht in einem kleinen Dorf in der Nähe von Pfaffenhofen an der Ilm, 50 Kilometer nördlich von München, keine zwanzig Kilometer von Freising entfernt. Auch Hinterkaifeck (im literarischen Leben Tannöd), der düsterste und rätselhafteste Mordort in Bayern, ist nicht weit. Niederthann, so heißt das Dorf, ist umgeben von sanften Hügeln mit Wiesen, Wäldern und Feldern, aus denen jetzt im Herbst graue Hopfenstangen wachsen und schief zum Himmel deuten.«

HANS WOLLER »Jagdszenen aus Niederthann«