Di 4.6.13 // 20 Uhr // Bibliothek
1913

Ich bestehe aus Literatur – Franz Kafka und das Jahr 1913

Ein Abend mit Reiner Stach und René Dumont

Kein Jahr in Kafkas kurzem Leben ist durch autobiographische Zeugnisse besser dokumentiert als das Jahr 1913: Mehr als 130 Druckseiten an Tagebuchnotizen, dazu etwa 250 Briefe illustrieren sowohl Kafkas Alltag als auch seine innerpsychischen Kämpfe von Tag zu Tag, bisweilen sogar von Stunde zu Stunde. Dafür gab es Gründe, und der wichtigste Grund hieß Felice Bauer. Sie war die erste Frau, mit der Kafka sich ein Zusammenleben vorstellen konnte, die erste auch, die er als Inspiration erlebte und die an seinem nächtlichen Schreibtisch einen beispiellosen Schub literarischer Energien entfesselte. Kafka wusste plötzlich: Ich kann nicht nur schreiben, sondern ich »bestehe aus Literatur, ich bin nichts anderes und kann nichts anderes sein«. Damit hatte er sich in eine lebenspraktische Falle manövriert. Denn wie sich die neu entdeckte schöpferische Intensität mit der ebenso ersehnten Ehe vereinbaren sollte, dafür konnte er weder unter seinen literarischen Vorbildern noch unter den Freunden irgendein brauchbares Vorbild entdecken. Es ging nicht gut aus, schon 1914 sollte Kafka mit seinem Roman »Der Process« eine verheerende Bilanz ziehen. 1913 aber war das Jahr, in dem er selbst diesen Prozess zu bestehen hatte― – dokumentiert in kunstvollen, traurigen, komischen und bewegenden Protokollen. Der Schauspieler René Dumont liest ausgewählte Texte Franz Kafkas, erläutert und kommentiert von dem Kafka-Biographen Reiner Stach.

Veranstalter: Stiftung Literaturhaus
Büchertisch: Literaturhandlung
Eintritt: Euro 9.- / 7.-