Moderation: Michael Lemling
Dolmetscher: Thomas Weiler
Lesung: Thorsten Krohn
Der belarussische Journalist, Drehbuchautor und Schriftsteller Sasha Filipenko, Jahrgang 1984, lebte in St. Petersburg, verließ Russland im Jahr 2020 und wohnt seitdem an wechselnden Orten in Westeuropa. Er warnt: »Russland ist unberechenbar«. In seinem neuen Roman (Diogenes // Aus dem Russischen von Ruth Altenhofer) erzählt er die Geschichte des idealistischen Journalisten Anton Quint, der sich mit den falschen Leuten anlegt. Ein Oligarch, der keine Gnade kennt, Medien, die auf Bestellung einen Ruf ruinieren – es ist ein furioser Roman, der zwischen Satire, Dystopie und bitterer Realität changiert.
»Sie hören dem Vater schweigend zu, aufmerksam wie sonst nie. Papa prognostiziert den unvermeidlichen Zusammenbruch der Konsumgesellschaft, konstatiert die Ineffizienz der Demokratie und besteht auf der Notwendigkeit, die Welt auf Basis orthodoxer Prinzipien zu verändern. Auf eine Frage der Journalistin (einer äußerst hübschen und fatal dummen Interimsgeliebten eines Ministers) verkündet Papa, er fürchte keine Sanktionen, verfüge über keinerlei Immobilien im Ausland, sein einzi-ger Reichtum sei das heilige Russland. Die Kinder lachen. Mamas Miene verdüstert sich.«