Fr 8.3.02 // 19 Uhr // Saal
Internationale Frühjahrsbuchwoche

Die Polyphonie der Stimmen

Eine Indische Nacht

Es lesen: U.R. Ananthamurthy // Ashokamitran // Abdul Bismillah // Dilip Chitre // Keki Daruwalla // Shashi Deshpande // Nabaneeta Dev Sen // Gagan Gill // Raghvendra Singh
Musik: Tabla/Shankar Lal & DJs von Munich Masala
Tanz: Rajyashree Ramesh
Moderation: Ilija Trojanow & Cornelia Zetzsche
Deutsche Lesung: Sunnyi Melles

Salman Rushdies »Mitternachtskinder« öffneten das Tor zur Welt, und alle folgten: Amitav Gosh, Vikram Seth, die Stars der indo-englischen Diaspora; Vikram Chandra, der Pendler; Amit Chaudhuri, Raj Kamal Jha, Pankaj Mishra, Arundhati Roy, die in Indien leben, aber Englisch als Literatursprache für sich entdeckten und als indische Form sprachlicher Kommunikation; Erfolgsautoren der internationalen literarischen Bühne, die vergessen lassen, daß nicht mal ein Fünftel der indischen Bevölkerung Englisch versteht, geschweige denn lesen kann.
Die meisten indischen Literaturen und belletristischen Neuerscheinungen entstehen im Kontext der Regionen, Kulturen, Sprachen. Wer sich dem heutigen modernen Indien nähert, begegnet Bengali etwa, der stolzen Literatursprache Ost-Indiens, der Sprache Tagores, der Staatssprache des abtrünnigen Bangladesh; Tamil und Kannada, zwei südindischen Sprachen, die bei der »Indischen Nacht« von ihren wichtigsten Vertretern präsentiert werden, von Ananthamurthy und Ashokamitran. Shashi Deshpande und Keki Daruwalla wählten zwar Englisch für ihre Prosa und Lyrik, aber Gagan Gill, obwohl Havard-erprobt und im Englischen versiert, dichtet in Hindi, der Amtssprache Indiens, einer Konstruktion aus Urdu und Sanskrit. Rajvinder Singh liest und singt Urdu. Dilip Chitre erweist sich als Pendler zwischen Englisch und Marathi, der Sprache von 50 Mio Menschen im Bundesstaat Maharastra mit dem Zentrum Bombay-Mumbai. Und weil Tanz in Indien als eine Art audio-visueller Erzählung gilt, darf Rajyashree Ramesh nicht fehlen. Das klassische Tabla Ensemble von Shankar Lal und anglo-indischer Dancefloor umrahmen die Lesungen von acht Autoren in sieben indischen Sprachen, die »Polyphonie der Stimmen«, die sich der Atlas der Weltliteratur erst noch erschliessen muß und die hier – einmalig – zu hören sein wird.

Shankar Lal, der Tablameister aus Kalkutta, arbeitet als Solist und Begleiter großer Musiker wie z.B. Pandit Nikhil Banerjee und spielt mit Rock- und Jazzmusikern. Seit zwei Jahrzehnten ist er auch als Musikpädagoge in München tätig. Aus seiner Meisterklasse entwickelte sich 1990 das Münchner Tabla-Ensemble.
Rajyashree Ramesh lebt seit 1977 in Berlin und gilt in Deutschland als führende Interpretin des Tanzstils Bharatanatyam (klassischer südindischer Tanz). Darüber hinaus ist sie Lehrmeisterin und erfolgreiche Choreographin.