Do 7.4.22 // 20 Uhr // Saal & Stream

Die Liebesheirat

Lesung mit Monica Ali

Moderation: Tobias Döring (LMU)
Lesung: Sabrina Khalil

Yasmin Ghorami und Joe Sangster, beide angehende Ärzte, sind sich sicher: Sie liebe sich und wollen heiraten. Doch als Yasmins traditionelle Eltern auf die feministische Mutter von Joe treffen, wirbeln überraschende Ereignisse Yasmins strukturiertes Leben durcheinander. Schon in ihrem international gefeierten Debüt »Brick Lane« lässt die britische, in Bangladesch geborene Autorin Monica Ali die Familien, Geschlechter und Kulturen aufeinandertreffen. Ihr lang erwarteter neuer Roman (Klett-Cotta // Aus dem Englischen von Dorothee Merkel) nimmt diesen Faden wieder auf und spinnt ihn virtuos weiter. Monica Ali zeigt, dass es sehr wohl die Gegensätze sein können, die sich anziehen.

 

»Im Haus der Familie Ghorami sprach man nicht über Sex. Wenn der Fernseher lief und es so aussah, als könne dem keuschen, nach Kardamom duftenden Eigenheim eine Zungenkuss-Szene drohen, brachte man den schwarzen Kasten mit einem raschen Knopfdruck zum Schweigen. Als Yasmin zum ersten Mal ihre Periode bekam, steckte ihre Mutter ihr eine Packung Binden zu und gab ihr die kaum hörbar gemurmelte Anweisung, auf keinen Fall den Koran zu berühren. Das war verwirrend, denn Yasmin berührte den Koran ohnehin nie, es sei denn, ihre Mutter forderte sie dazu auf. Aber es war auch einleuchtend, denn schließlich hatte die Menstruation, wie sie aus dem Biologieunterricht wusste, etwas mit Fortpflanzung zu tun. Und die gepunkteten Linien, aus denen sich die Diagramme im Lehrbuch zusammensetzten, standen, so erstaunlich das auch sein mochte, in einem unbestreitbaren Zusammenhang mit den Schauspielern, die sich gegenseitig die Zungen in den Rachen schoben und damit allen das Fernsehvergnügen ruinierten.
Jetzt, im Alter von sechsundzwanzig Jahren, wusste Yasmin über Sex Bescheid. Der menschliche Körper hatte seine Geheimnisse längst preisgegeben.«

Monica Ali »Liebesheirat«