Fr 16.10.20 // 20 Uhr // Saal & Stream
Foyer-Bar
Buchmessespitzen

60 Kilo Sonnenschein

Lesung & Talk mit Hallgrímur Helgason

Moderation: Marion Bösker-von Paucker
Dolmetscherin: Aldís Björnsdottír
Lesung: Thorsten Krohn

»60 Kilo Sonnenschein«, der neue Roman von Islands Literatur-Star Hallgrímur Helgason (»Eine Frau bei 1000 Grad«, »Seekrank in München« u.a.) erzählt die Geschichte von Gestur, einem Bauernkind aus dem fiktiven isländischen Dorf Segulfjörður. Während er bei immer neuen Ziehvätern heranwächst und schließlich selbst Vater wird, erwacht auch das moderne Island. Große Fischfänger steuern eines Tages den Hafen an, bringen Exotisches und Fremdes aus der weiten Welt. Und mit den Waren kommen neue Werte, neue Moden und Gefühle ins kalte und tief verschneite Segulfjörður. Humorvoll, turbulent und mit unvergesslichen Figuren erzählt Helgason vom Weg Islands in die Moderne (Klett-Cotta).

»Am Anfang war das Blatt leer, unbeschriebenes, weißes Papier. Kein einziger dunkler Fleck war darauf zu sehen, weder Punkt noch Komma. Der Fjord war eine einzige, augenlose Schneedecke, vom Wasserfall an seinem hintersten Ende bis zur Mündung ins Meer, und es war unmöglich zu erkennen, wo sich unter ihr Wasser und wo Land befand. Der Neuschnee hatte alle Zeichen der Anwesenheit von Menschen getilgt, der Fjord lag ebenso unberührt unter dem Nordhimmel wie an jenem Tag vor 999 Jahren, an dem er entdeckt und besiedelt worden war. Diese leere Seite betritt nun ein Mensch, ein erschöpfter Geist mit reifbedecktem Bart über einem verschwitzten Pullover, ein hohlwangiger Mann, der natürlich nicht anders heißen kann als Eilífur Guðmundsson. In der Scharte auf dem Berggrat bleibt er stehen und schaut über den Fjord, der kein Fjord mehr ist, sondern ein schneeweißes Blatt Papier, leer, bis die Geschichte beginnt. Jetzt stapft er in sie hinein, spurt den Anfang, sinkt in dicken Überstrümpfen und flachen Schuhen aus Haileder bei jedem Schritt bis zu den Knien ein.«