Wer bangte nicht schon mit Jim Knopf um die Befreiung der chinesischen Prinzessin Li Si aus der Drachenstadt, flog in Gedanken mit dem Glücksdrachen Fuchur an die Grenzen Phantasiens oder verbündetete sich im Geist mit Momo im Kampf gegen die Grauen Herren, die den Menschen die Zeit stehlen wollen? Für viele Kinder und Erwachsene gehören die Figuren aus Michael Endes Büchern zu den engen Vetrauten ihrer eigenen Traumreisen und Wunschbilder. Mit Übersetzingen in etwa vierzig Sprachen und den hohen Auflagenziffern seiner Bücher zählt Michael Ende zu den international bekanntesten Autoren deutscher Sprache. Sein Erfolg beruht auf dem künstlerischen Bemühen, dem Unbehagen der Menschen gegenüber Technokratie und Rationalismus eine Stimme zu leihen. Im Sinne der Romantiker will Ende die Welt wieder mit Poesie aufladen, die Phantasie der Menschen mobilisieren und auf eine geistige Wirklichkeit verweisen, die hinter den Dingen liegt.
Michael Ende hat sich nie als reiner Kinderbuchautor verstanden. Seine literarischen Vorstellungen korrespondierten mit der Welt der Romantiker wie Novalis, Jean Paul oder E.T.A Hoffmann, berühren sich mit den Texten von Franz Kafka, Tania Blixen und Jorge Luis Borges, spielen aber auch mit Versatzstücken aus der Fantasy-Literatur von Castaneda und Tolkien.
Die Ausstellung ist getragen vom Anliegen, Michael Ende in den Kontext der phantastischen Literatur zu stellen. In diesem Zusammenhang werden Motive aus Endes Texten in räumliche BIlder übersetzt, die dem Besucher die Möglichkeit der individuellen Bezugnahme und Deutung anbieten. Geleitet vom Pagat, der Symbolfigur für das magische Spiel, wird der Besucher Michael Endes »Bilder in die Welt« im Atelier des Vaters sehen, per Zeitschleuse nach Phantasien reisen, sich in Labyrinthen und Bühnenbauten verirren, in »sprechenden« Häusern die Erfahrungen einer gewissen Endlosigkeit machen, einen Blick in die Wunderkammer des »Magiers« werfen, sowie Wolkensegler, den »Goggolori« und andere Zauberwesen bestaunen können.