15.10.21 - 24.4.22

Ausstellung

»Das Wagnis der Öffentlichkeit«

Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert

»Nun, das ›Wagnis der Öffentlichkeit‹ scheint mir klar zu sein. Man exponiert sich im Lichte der Öffentlichkeit, und zwar als Person.«

Hannah Arendt in Günter Gaus’ Sendung »Zur Person«, 28.10.1964

Hannah Arendt, die große deutsch-amerikanische Philosophin,  erlebt derzeit eine bemerkenswerte Renaissance. Als Prophetin der Freiheit, die dazu aufrief, die Meinungen anderer auszuhalten, sind ihre Fragestellungen und Themen von großer Aktualität. Mit der höchst erfolgreichen Ausstellung »Hannah Arendt und das 20. Jahrhundert«, einer Übernahme aus dem Deutschen Historischen Museum Berlin, setzt das Literaturhaus München seine Beschäftigung mit dem Demokratiebegriff fort. Mit dem Statement »Democracy will win« bezog sich Thomas Mann auf die amerikanische Verfassung als Garant für Demokratie, zu der sich auch Hannah Arendt rückhaltlos bekannte.

Hannah Arendt prägte maßgeblich zwei für die Beschreibung des 20. Jahrhunderts zentrale Begriffe: »Totale Herrschaft« und »Banalität des Bösen«. Sie äußerte sich über Totalitarismus, Antisemitismus, die Lage von Flüchtlingen, den Eichmann-Prozess, die »Rassentrennung« in den USA, Studentenproteste und Feminismus. Nichts davon ist heute abgeschlossen.

Im Fokus der Präsentation steht Hannah Arendt als politische Denkerin und Intellektuelle, die das Wagnis der Öffentlichkeit nicht scheute. Hannah Arendt ging es in ihrem Denken um politische und historische Urteilskraft. Ihre Urteile sind eigensinnig, oft strittig und immer anregend. Arendt berief sich auf kein Programm, keine Partei, keine Tradition. Das macht die Einordnung ihres Denkens schwierig und zugleich interessant. War sie eine Linke? Eine Liberale? Eine Konservative?

»Das 20. Jahrhundert ist ohne Hannah Arendt gar nicht zu verstehen.«

Amos Elon, Journalist und Schriftsteller

Die Ausstellung folgt Arendts Stellungnahmen über das 20. Jahrhundert in zehn Stationen. Als zentrales wiederkehrendes Element der Ausstellung führt eine Hörcollage durch Arendts Urteile und die daraus entstandenen Debatten. Die Ausstellung zeigt neben vielen, auch persönlichen Objekten (Schmuck, Garderobe), Fotos, Dokumente und historische Film- und Rundfunkaufnahmen. Die ca. 150 Objekte stammen aus der Sammlung des Deutschen Historischen Museums und anderen Institutionen, etwa dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach, der Library of Congress in Washington und dem Jüdischen Museum in Frankfurt.