Berühmt wurde Ernst Jandl (1925-2000) mit seinen Laut- und Sprechgedichten. Als genialer Auftrittskünstler brachte er das Publikum zum Lachen und Nachdenken, manchmal zum Toben. Er überschritt die Grenzen zwischen Poesie, Performance, Musik und bildender Kunst und bewegte sich souverän im Feld der internationalen Avantgarde. Seine Texte verbinden Witz mit existenziellem Ernst, Lust an der Sprache mit politischem Engagement. Jandl begeistert – fast wie ein Popstar – ein breites Publikum über Generationen und Sprachgrenzen hinweg. Er war stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen, schrieb Gedichte in Alltagssprache, experimentelle Prosa, Hörspiele, Theaterstücke, Film-Drehbücher und sogar ein Ballett. Er übersetzte Texte von Avantgarde-Künstlern wie Gertrude Stein und John Cage. Über Jahrzehnte arbeitete der leidenschaftliche Jazzfan mit Musikerinnen und Musikern zusammen, seine Literatur ist mit Musik aufs engste verbunden, Jandls Stimme gleiche »mehreren noch zu erfindenden Instrumenten«, so Jürg Laederach.
Die Ernst Jandl Show inszeniert Jandls Werk in seiner Vielstimmigkeit, Internationalität und Intermedialität: mit zum Teil unbekannten Ton- und Filmaufnahmen, Fotos und Lebensdokumenten sowie vielen unveröffentlichten Texten. Jandl wird als Künstler sichtbar, der an den Schnittstellen von Text, Ton und Bild arbeitete und dessen innovative Kraft bis in die Alltagskultur hinein fortwirkt. Erstmals wird neben Jandls Greatest Hits faszinierendes Material aus dem Nachlass – der vom Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek betreut wird – öffentlich präsentiert. Dabei wird deutlich, wie sehr bei Jandl Leben und Schreiben ineinander verschränkt sind.
Die Ausstellung ist eine Hommage an den populärsten österreichischen Lyriker nach 1945, der 2000 starb und 2010 seinen 85sten Geburtstag gefeiert hätte.