Seit 2006 gibt es im Literaturhaus am ersten Adventswochenende beim Markt der unabhängigen Verlage ANDERE BÜCHER BRAUCHT DAS LAND Verlage zu entdecken, die mit Herzblut und Leidenschaft schöne Bücher machen. Auch dieses Jahreshighlight abzusagen und all die großartigen Bücher und vor allem die wunderbaren Verleger*innen nicht zu Gast zu haben ist uns ganz besonders schwergefallen.
Umso wichtiger ist es, diese Bücher und Verlage trotzdem sichtbar zu machen. Die #indiebookchallenge möchte helfen, auf die vielseitigen Programme unabhängiger Verlage aufmerksam zu machen. Im November waren wir daher sehr gerne zusammen mit dem Hamburger mairisch Verlag Pate der #readingchallenge. Das Motto: Lies ein Buch, von dem du schon viel gehört hast und was Du gerne lesen möchtest. #hörensagen
Aber grundsätzlich gilt eigentlich das ganze Jahr: mehr lesen aus unabhängigen Verlagen!
Auf Instagram haben wir mit großem Vergnügen Romane, Comics, Kinderbücher & Sachbücher gepostet, die wir hier noch einmal zusammenfassen und um weitere Leseempfehlungen ergänzen möchten. Denn: LOCKDOWN IST LESEZEIT und Weihnachten kommt schneller, als man denkt.
»Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden.«
Art.4, Abs. 3 des Deutschen Grundgesetzes
AVANT-VERLAG (Berlin, seit 2001)
Soeben erschienen: HANNAH BRINKMANN arbeitet in ihrem autobiografischen Comicdebüt »GEGEN MEIN GEWISSEN« (avant-verlag) das Schicksal ihres Onkels auf, welches in den 1970ern bundesweit Schlagzeilen machte und eine Debatte über die Rechtmäßigkeit der Gewissensprüfung auslöste. Hermann Brinkmann war überzeugter Pazifist, der 1973 eingezogen wurde. Vergeblich wehrte er sich gegen seinen Einberufungsbefehl. Während der Grundausbildung nahm er sich das Leben …
Brillant recherchiert erzählt die Hamburger Comickünstlerin vom Aufbegehren gegen Autoritäten und dem Kampf für das Richtige.
Mehr Comics aus dem Verlag // z.B. JULIA BERNHARDS »WIE GUT, DASS WIR DARÜBER GEREDET HABEN« (Max & Moritz Preis in der Kategorie Bestes deutschsprachiges Comic-Debüt) oder MIKAEL ROSS’ »DER UMFALL« (Max & Moritz-Preis in der Kategorie Bester deutschsprachiger Comic) // unter www.avant-verlag.de
»›Kamine ohne Feuer sind doch etwas sehr Trauriges‹, sagte sie auf einmal, ›Wie Menschen ohne Liebe.‹ […] ›Aber wenn ein Kamin leer steht‹, fügte sie nach einer Weile hinzu, ›besteht wenigstens keine Feuergefahr.‹«
Margaret Goldsmith »Patience geht vorüber«
AVIVA VERLAG (Berlin, seit 1997)
In Roman »PATIENCE GEHT VORÜBER« (1931) schildert MARGARET GOLDSMITH (1895-1970), US-Ökonomin, Journalistin, Übersetzerin & zeitweilige Geliebte von Vita Sackville-West, die Lebensentwürfe und Enttäuschungen von Patience – von deren leidenschaftlicher Liebe zu Grete bis zum ›neusachlichen‹ Umgang mit Beziehungen Ende der 1920er-Jahre, der Arbeit als Journalistin zwischen Deutschland und England bis zur Karriere als Medizinerin, die sie schließlich in die USA führt. Zwischen den Klassen, den Nationen, aber auch den Geschlechtern stehend, lotet die junge Berlinerin die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Nachkriegskulturen, der Sexualmoral und der Rollenbilder in Deutschland und England aus. Aus der Sicht einer selbstbewussten jungen Frau entsteht ein dichtes Zeitbild, charmant, humorvoll & immer wieder überraschend aktuell.
Mehr Bücher aus dem Verlag, der gerade den Berliner Verlagspreis bekommen hat // z.B. SHELAGH DELANEYS »A TASTE OF HONEY« // unter www.aviva-verlag.de
»Von Daphne habe ich soeben erfahren, daß sie im Begriff ist, Dich zu besuchen. Wieso reist alle Welt zu diesem Schloß und ich nicht. Mein Plan ist der folgende: Hier auf der Insel gibt es eine vortreffliche junge Hexe (16 Jahre alt und ausgesprochen hübsch), die es meisterhaft versteht, den bösen Blick abzuwenden, den Teufel auszutreiben und einen Bann mit einem Gegenzauber zu lösen. Es sollte nicht außerhalb ihrer Machtstehen, mich für einen Monat in einen Fisch zu verwandeln und mich heimlich im Hafen auszusetzen. Nach meinen Berechnungen könnte ich es in etwa achtundzwanzig Tagen (sofern das Wetter mitspielt) durch das Mittelmeer und die Biskaya, um Land’s End herum und über die Irische See bis zum Blackwater schaffen.«
Patrick Leigh Fermor an Debo Devonshire 26. April 1955
DÖRLEMANN VERLAG (Zürich, seit 2003)
PATRICK LEIGH FERMORS (1915-2011) abenteuerliches Leben in Briefen: »FLUGS IN DIE POST!« (Herausgegeben von Adam Sisman // Aus dem Englischen von Manfred Allié & Gabriele Kempf-Allié). Die Briefe aus den Jahren 1940-2010 umspannen fast ein ganzes Jahrhundert und geben einen tiefen und umfassenden Einblick in Leben und Schreiben des britischen Schriftstellers und SOE-Agenten Fermor, den die BBC eine Mischung »aus Indiana Jones, James Bond und Graham Greene« nannte. Vom ersten bis zum letzten strahlen ›Paddys‹ Briefe Wärme, Charme und Heiterkeit aus. Oft sind sie mit witzigen Zeichnungen und lustigen Versen ausgeschmückt. Manche enthalten Rätsel und die abenteuerlichsten Wortspiele und geben Zeugnis von einem einzigartigen Leben. Und sie machen den Leser süchtig!
Mehr aus dem Verlag // z.B. TiILMAN SPRECKELSEN »DER GOLDENE SCHLÜSSEL« zu Grimms und anderen Märchen // unter doerlemann.com
»›Die Ehe ist ein langes Gespräch‹, schrieb Robert Louis Stevenson. Nur war er mit vierundvierzig gestorben und hatte keine Ahnung, wie lang so ein Gespräch tatsächlich werden konnte.«
Lorrie Moore
EDITION FÜNF (Gräfelfing, seit 2010)
»HOCHZEIT? HOCHZEIT! Erzählungen von Heiratsanträgen, Fluchtversuchen und der großen Liebe«, ausgewählt und herausgegeben von NICOLE SEIFERT. Vom Wagnis, sich zu binden, erzählen zehn kluge, Texte großer Autorinnen aus 200 Jahren (darunter Jane Austen / Virginia Woolf / Dorothy Parker / Zadie Smith / Karen Köhler). Wird es gut gehen? Will ich wirklich? Ein Grat zwischen Angst und Zuversicht, der sich oft als äußerst schmal erweist. Die Erzählungen spannen einen Bogen durch die Literaturgeschichte und vermitteln ein Bild davon, wie sich die Lebensumstände und Möglichkeiten der Frauen verändern. Das Ende bleibt hier und da offen, aber nicht nur die letzte Erzählung schließt mit dem klassischsten aller Happy Endings: dem Ja-Wort und der vergewisserten Liebe.
Mehr aus der edition fünf // z.B. »EIN HAUS MIT VIELEN ZIMMERN. Erzählungen, Essays und Gedichte« (Herausgegeben von Sophia Jungmann und Karen Nölle): Autorinnen erzählen vom Schreiben // unter www.editionfuenf.de
»Taxifahren und Zeichnen haben gewisse Parallelen. Das Suchen einer Fahrtroute ist ähnlich dem Ziehen einer Linie mit dem Stift. Manchmal perfekt und manchmal krakelig und voller Fehler. Und der Fahrgast ist wie ein weißes Stück Papier. Vorerst neutral. Während der Fahrt füllt sich das Bild mehr und mehr.«
Frank Schmolke
EDITION MODERNE (Zürich, seit 1981)
Frank Schmolkes ausgezeichnete Graphic Novel »NACHTS IM PARADIES« (2019) beschreibt in kraftvollen Schwarzweissbildern die dystopische Realität des Münchner Taxifahrers Vincent. Ein großartiger Trip durch das nächtliche München und die menschlichen Abgründe während des Oktoberfestes. Mit seiner Comic-Adaption des Drehbuchs zum aktuellen Netflix-Film »FREAKS« von Marc O. Seng ist dem Münchner Comickünstler Schmolke viel mehr gelungen als nur das Buch zum Film. Seine Version (2020) der Verwandlung der jungen Wendy in eine Superheldin wider Willen überzeugt durch Intensität und Vielschichtigkeit. Und schlägt den Film um Längen. Ungewöhnliche Bildkompositionen, ein ganz eigener, roher Stil, starke Charaktere: FRANK SCHMOLKE im Doppelpack!
Weitere Comics aus der Edition Moderne // z.B. FABIO VISCOGLIOSIS »KASKADE«: Wunderschöne lakonische Bilderbögen führen uns von Lichtenberg über Federico Fellini bis zu den Beatles // unter www.editionmoderne.ch
»fast ein jahr, nachdem du den schriftzug auf einem spaziergang mit ananke entdeckt hast, auf einer sichtschutzwand, hinter einer parkbank, steht er immer noch da, schwarz auf weiss: found you / lost myself«
Anna Sterns »das alles hier, jetzt.«
ELSTER & SALIS (Zürich, seit 2006/2019)
WIR GRATULIEREN! ANNA STERNS Roman »das alles hier, jetzt.« wurde soeben mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet. Der 4. Roman der 1990 geborenen Autorin erzählt vom Abschied: Eine Clique von Teenagern, seit Kindheitstagen miteinander verbunden, wird von einer Nachricht überrumpelt: Ananke ist gestorben. Die Freunde finden zunächst keinen Ausweg aus ihrer Trauer, geraten ins Straucheln. Bis eine radikale Idee alles erneut auf den Kopf stellt…
»Anna Stern hat einem der ältesten Themen der Literatur eine völlig neue Form und unerhörte Töne abgewonnen. ›das aller hier, jetzt.‹ handelt vom Tod eines geliebten Menschen, und die Autorin erzählt mit grosser experimenteller Kraft und zugleich mit hoher sinnlicher Intensität. […] Das Erzählverfahren ist höchst originell. Nicht nur kommt der Text über die gesamte Strecke ohne jede Gender-Fixierung der Figuren aus, es ist auch ein Roman in zwei Spuren: auf den linken Buchseiten die Gegenwart der Trauer, rechts die erinnerte Vergangenheit einer gemeinsamen Kindheit und Jugend – bis alles auf ein fulminantes Roadmovie-Finale zusteuert.« (Aus der Jurybegründung des Schweizer Buchpreises)
Mehr von Elster & Salis // z.B. DANIEL LEVINS »MILENAS VERSPRECHEN«, ein Kriminalfall in einem philosophischen Roman // unter elstersalis.com
»›Na ja, ich habe eben meine eigenen Denkmuster in deine Wahrnehmungsschaltkreise eingelötet, um dir ein Grundverständnis der Realität zu verschaffen.‹
›Ach so, sag das doch einfach.‹
Dominik Wendland »Egon«
JAJA VERLAG (Berlin, seit 2011)
DOMINIK WENDLANDS Debüt »TÜTI« (ausgezeichnet mit dem Bayerischen Kunstförderpreis für Literatur) ist ein Comic-Thriller mit einer aussergewöhnlichen Protagonisten: Tüti ist eine Plastiktüte mit revolutionären Ambitionen – ambivalent, unberechenbar. Großartig! In »EGON« erzählt Wendland eine philosophische Science Fiction-Geschichte über Egons Selbstgespräche mit seinem robotischen Alter-Ego(n). Wer bin ich? Was ist mein Zweck? Und wieso ist eigentlich sein Akku die ganze Zeit leer? Die ganz eigene und raffinierte Comicbildsprache und der besondere Humor des Wahl-Münchners Dominik Wendlands faszinieren gerade auch in unserer aktuellen COMIC-WERKSTATT. Mehr davon!
Mehr Comics, Kinder- und fein illustrierte Kochbücher aus dem Verlag // z.B. BÜKE SCHWARZ’ Debüt »JEIN« // unter www.jajaverlag.com
»Nehmen Sie ein Gemälde von Pieter Bruegel. Nun animieren Sie es.«
Helena Adler »Die Infantin trägt den Scheitel links«
JUNG & JUNG VERLAG (Salzburg, seit 2000)
HELENA ADLERS »DIE INFANTIN TRÄGT DEN SCHEITEL LINKS« erzählt von einem kleinen Mädchen, das sich nicht kleinkriegen lässt. Nicht einmal von der eigenen Familie. Dass sie den Bauernhof ihrer Eltern abfackelt, ist nicht nur ein Versehen, es ist auch Notwehr. Ein Akt der Selbstbehauptung gegen die Zumutungen des Heranwachsens unter dem Regime der Eltern, einer frömmelnden, bigotten Mutter und eines Vaters mit einem fatalen Hang zu Alkohol, Pyrotechnik und Esoterik. Dieses Buch erzählt von Dingen, als gingen sie auf keine Kuhhaut. Schrill, derb, ungeschminkt, rotzfrech und hart wie das Landleben nach dem Zeltfest und vor der Morgenmesse. Eine sehr ernste Angelegenheit, ein sehr großer Spaß!
Mehr aus dem Verlag // z.B. XAVER BAYERS mit dem Österreichischen Buchpreis 2020 ausgezeichnete »GESCHICHTEN MIT MARIANNE« // unter jungundjung.at
»Der Nahe Osten betrifft uns. Deshalb sollte dieses Buch Schullektüre werden«.
ARD Weltspiegel
KREMAYR & SCHERIAU (Wien, seit 1951)
In Ägypten herrscht das Militär, in Syrien ein Massenmörder, Libyen versinkt im Chaos und die Golfstaaten werden weiter autokratisch regiert. Ein scheinbar düsteres Fazit 10 Jahre nach der arabischen Revolution. KARIM EL-GAWHARY (seit 1991 Nahost-Korrespondent für versch. deutschsprachige Zeitungen, seit 2004 Leiter des ORF-Nahostbüros in Kairo) schildert in seinem Buch »REPRESSION UND REBELLION. ARABISCHE REVOLUTION – WAS NUN?«, wie die Regime versuchen, jede Veränderung zu blockieren. Wie die Regionalmächte um ihre Einflusssphären kämpfen. Wie Europa die Lektion, dass arabische Autokraten Terror und Flüchtlinge produzieren, noch immer nicht gelernt hat. Die soziale Frage wird immer drückender. Das System bekommt Risse. Die Corona-Krise wird die Situation noch weiter verschärfen. Karim El-Gawhary hilft, die Prozesse in unserer arabischen Nachbarschaft wirklich zu verstehen.
Mehr von Kremayr & Scheriau // z.B. POLLY ADLERS »ECHT. JETZT!«, eine Rückholaktion für unser schönes analoges Leben // unter www.kremayr-scheriau.at
Mit Liebe und mit gutem Willen,
stetig hilfreich, fromm und heiter,
dacht ich mal für mich, im Stillen,
kommt man auch nicht weiter.
Gerd Baumann »Meistens edel«
LICHTUNG VERLAG (Viechtach, seit 1989)
Zu welchem Zweck sind wir auf diesem Erdenrund? Wie gelingt uns ein erfülltes Leben? Mit wunderlichen Einfällen beantwortet der Musiker und Lyriker Baumann GERD BAUMANN in »DAS SCHAF DES PYTHAGORAS« diese Fragen. Den schrulligen Humor seiner Gedichte unterstreichen die Illustrationen von Martin Kett. Schafe, Außerirdische, Gänseblümchen und wir Menschen sind sein Protagonisten. Sie alle suchen und finden Sinn oder Unsinn in den verborgenen Gesetzen von Raum und Zeit.
Mehr aus dem Verlag // z.B. das magazin lichtung, die Kulturzeitschrift für Ostbayern mit Hintergrundberichten, Kommentare, Glossen zu regionalen Themen, Porträts von Schriftstellers, Malern, Bildhauern und Musikern // unter www.lichtung-verlag.de
»Problematisch? Das ist schlichtweg bescheuert!«
Oliwia Hälterlein
MAROVERLAG (Augsburg, seit 1970)
Der Verlag wird 50 und hat zum Jubiläum die Tradition der von Armin Abmeier herausgegebenen Tollen Hefte wieder aufgenommen und bereitet uns mit den ersten beiden Bänden der neuen MaroHefte, die wunderbar kreativ Essay & Illustration verknüpfen, gleich großes Vergnügen. Heft #1 von MARCUS GRUBER (Illustration) & Jörn Schulz (Text) erklärt, warum nachhaltiger Konsum nicht das Klima rettet (»Wer von euch ohne Sünde ist, der werfe das erste Quinoabällchen« / Ein käufliches Heft). Heft #2 von Aisha Franz (Illustration) & OLIWIA HÄLTERLEIN (Text) dekonstruiert den Mythos um das Jungfernhäutchen (»Das Jungfernhäutchen gibt es nicht« / Ein breitbeiniges Heft).
Mehr aus dem MaroVerlag // z.B. Fernando Contreras Castros Roman »ÚNICA BLICKT AUFS MEER« (Aus dem costa-ricanischen Spanisch von Birgit Weilguny) // unter www.maroverlag.de
»Was für ein Leben. Was für eine Frau. Und ja – was für ein Buch.«
SWR2 lesenswert
MATTHES & SEITZ BERLIN (Berlin, seit 2004)
ANNE WEBERS »ANNETTE, EIN HELDINNENEPOS«, jüngst mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet, erzählt von einer wahren Heldin, die uns etwas angeht: Anne Beaumanoir, 1923 in der Bretagne geboren, aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, schon als Jugendliche Mitglied der kommunistischen Résistance, Retterin zweier jüdischer Jugendlicher – wofür sie später den Ehrentitel »Gerechte unter den Völkern« erhalten wird –, nach dem Krieg Neurophysiologin in Marseille, 1959 zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt wegen ihres Engagements auf Seiten der algerischen Unabhängigkeitsbewegung… und noch heute an Schulen ein lebendiges Beispiel für die Wichtigkeit des Ungehorsams.
»Es ist atemberaubend, wie frisch hier die alte Form des Epos klingt und mit welcher Leichtigkeit Weber die Lebensgeschichte der französischen Widerstandskämpferin Anne Beaumanoir zu einem Roman über Mut, Widerstandskraft und den Kampf um Freiheit verdichtet.« (Jurybegründung Deutscher Buchpreis)
Mehr von Matthes & Seitz // z.B. Bücher aus der großartigen NATURKUNDEN-Reihe // unter www.matthes-seitz-berlin.de
»Die alte, unbeschadete Welt gab es noch, sie lag irgendwo unter einem einzigen Gedanken verborgen: Ich träume es. Jemand träumt es. Es kam ihm vor, als zöge sich die ganze Welt zurück, als trete alles zurück hinter einen Vorhang aus Dunkelheit.«
Florian L. Arnold »Die Zeit so still«
MIRABILIS VERLAG (Miltitz bei Meißen, seit 2011)
Eine Straßenbahn an der Endhaltestelle: Der Fahrer liest in einem Buch, das lebenswichtig für ihn ist. Fahrgäste erwartet er seit langem nicht mehr. Doch in dieser Nacht steigt ein Fremder ein … Die soeben erschienene Novelle »DIE ZEIT SO STILL« (mit 6 Grafiken des Autors) von FLORIAN L. ARNOLD begleitet zwei außergewöhnliche Männer eine Nacht lang durch eine stumme Stadt in einer Zeit, in der nichts mehr so ist, wie es einst war. Ein (nicht mehr ganz so) dystopisches Buch über Menschlichkeit, das Miteinander als Sehnsuchtsort und Hoffnung in Zeiten der Pandemie, sprachgewaltig, poetisch, märchenhaft und bildstark.
Mehr vom Verlag // z.B. Lothar Strucks »Der Geruch der Filme« über Peter Handke und das Kino // unter mirabilis-verlag.de
schnellanleitung
ein klangvolles wort
zum beispiel sternschnuppenlicht
ein halbes lächeln – zack!
fertig ist das blitzgedicht
MIXTVISION (München, seit 2006)
Mit »könig der kinder« und »tänze der untertanen« (beide Juli 2020) liegen gleich zwei Gedichtbände »für euch ihr halunken und halunkinnen – für alle, die noch wachsen« von Jugendliteraturpreisträger NILS MOHL vor, kongenial – sei es auf den Punkt oder gegen den Strich – illustriert von KATHARINA GREVE. Zwischen Pop und Morgenstern: Lyrik, die Spaß macht und mitnimmt in die Sprache, den Reim, Bilder, Musik; in Gefühle und die Gedanken, in das Spiel und den Ernst, den Radau und die Stille, in die Tradition und die Rebellion.
Mehr aus dem MIXTVISION VERLAG // z.B. Sarah Crossans »WER IST EDWARD MOON?«, ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2020 // unter mixtvision.de
»Und du sagst, das alles passiert nur wegen ein paar Schafen? fragt Mama mich.
Wegen der schwarzen Schafe.
Die brauchen nur mal nach Bantuland kommen, da gibt es viele-viele davon, und nicht nur schwarze.
Wir lachen …«
Max Lobe »Drei Weise aus dem Bantuland«
MÜNCHNER BUCHMACHER
Sieben unabhängige Münchner Verlage haben sich zusammenschlossen und betreiben derzeit im Münchner Rathaus einen POP-UP-STORE mit Buchhandlung & Ausstellungsraum. AUSTERNBANK VERLAG / EDITION TINGELTANGEL / FRANZ SCHIERMEIER VERLAG / HIRSCHKÄFER VERLAG / MORISKEN VERLAG / SCHILLO VERLAG / SUSANNE RIEDER VERLAG
MAX LOBES Roman »DREI WEISE AUS DEM BANTULAND« (austernbank verlag / Aus dem Französischen übersetzt von Katharina Triebner-Cabald) erzählt die Geschichte von Mwána, frisch diplomiert und hoch motiviert, der mitten in Europa bei seinen weißen Cousins lebt. Einige von ihnen wollen »schwarze Schafe« aus dem Land jagen. In der aufgeheizten Stimmung droht seine Beziehung zu zerbrechen. Trotzdem lässt er sich seinen Humor nicht nehmen. Mit seinem letzten Geld telefoniert er mit seiner Mutter. Statt aufmunternder Worte hört er, dass auch ihr Leben in Gefahr ist.
»Valentin, von deiner Blutprobe hätte die Polizei einen Kameradschaftsabend abhalten können«.
Leonhard M. Seidl »Besäufniserregend«
»BESÄUFNISERREGEND«, die bierernste Krimikomödie von LEONHARD M. SEIDL (Morisken Verlag) erzählt vom abenteuerlichen 9. Fall des Privatdetektivs Valentin Gaukler. Zwischen den Fronten der verfeindeten Münchner Fußballfans soll er eine verschwundene Fahne finden, irrt durch die Stadt – ein Stüberl hier, ein Stehausschank dort – und macht dabei Bekanntschaft mit kaputten Bullen, abgestürzten Ex-Fußballern und Halunken wie dem Geilen Griller oder dem Blechdoktor vom Irschenberg. Und die Polizei? Statt ihm beizustehen, würde Kommissar Nepomuk Gänswürger seinen alten Schulspezl »Vali« lieber nach Stadelheim in eine Zelle verfrachten. »Wenn Sie einen Sinn für’s Vogelwilde haben und der Irrsinn auch mal galoppieren darf, dann ist das Ihr Buch!« (Bayern 1)
Einfach mal bei den MÜNCHNER BUCHMACHERN im Rathaus (Marienplatz 8, Eingang Dienerstraße) vorbeischauen und stöbern. Und dabei die aktuelle Ausstellung »Pep-ups« von Coriander P. aka Hirschkäfer-Verleger Martin Arz bewundern.
»Das Haar zerzaust, der Wind ist weich, nenn mich närrisch, es ist mir gleich.«
Anna Haifisch »The Artist«
REPRODUKT (Berlin, seit 1991)
Mit »The Artist« hat die Leipzigerin Comic-Künstlerin ANNA HAIFISCH eine sensible Künstlerseele geschaffen, ein vogelartiges Geschöpf, das sich mehr oder weniger erfolglos in der Kunstwelt und träumt davon, eines Tages ein großer Künstler zu sein. Satirisch pointiert und zugleich schonungslos menschlich nimmt sie sich in »THE ARTIST« (2016) und »THE ARTIST: DER SCHNABELPRNZ« (2017) der Zumutungen, Peinlichkeiten und Ängste der Künstlerexistenz an. Großartig! Und der 3. Band ist schon in Arbeit: »The Artist: Ode an die Feder« (5/2021). Vieles hat sich im Leben unseres Protagonisten verändert. Er ist jetzt erfolgreich, hat Museumsausstellungen und ist wohlhabend. Und doch ist sein Leben ein einziges Drama. Ein Dasein zwischen Größenwahn und Nervenzusammenbruch – was könnte dieser Existenz gerechter werden als eine große dramatische Oper? Anna Haifisch erzählt in Liedern und Gedichten vom kometenhaften Aufstieg und tiefen Fall von »The Artist«. Wir können es kaum erwarten!
Mehr Comics aus dem REPRODUKT Verlag // z.B. POSY SIMMONDS »CASSANDRA DARKE«, Weihnachtsgeschichte, gesellschaftskritisches Panorama, generationenübergreifende Komödie und psychologisches Porträt (mit exklusivem Kunstdruck) // unter www.reprodukt.com
»Pain is only contemporary«
Nadine Redlich
ROTOPOL (Kassel, seit 2007)
Die Düsseldorfer Illustratorin NADINE REDLICH erzählt in ihren Comics, jüngst auch in ihrer Rubrik »Fast überhört« im ZEIT-Magazin, grandios vom Scheitern und von emotionalen Fehlschlägen. Bei Rotopol erschienen: »PANIKTOTEM«, »I HATE YOU, YOU JUST DON’T KNOW IT YET«, die spannungslösenden »AMBIENT COMICS«, Postkarten & Gicléedrucke.
Mehr Comics aus dem Verlag // z.B. MAX BAITINGERS Sammlung von Geschichten über die Suche nach Balance in einem Alltag voller Absurditäten: »HAPPY PLACE« // unter www.rotopolpress.de
»Warum sollte er wollen, dass sie aus dem Gleichgewicht geraten?«
Steven Uhly »Finsternis«
SECESSION VERLAG (Zürich/Berlin, seit 2009)
»FINSTERNIS«, der neue Roman des Münchner Schriftstellers Steven Uhly, ist ein Thriller der besonderen Art. Malik, ein junger Kriminalbeamter, unterzieht sich einer Therapie. Ein Sexualverbrechen greift, so scheint es, seine Psyche an. Die Indizien verweisen auf einen sadomasochistischen Hintergrund – doch die Identität der Leiche kann nicht festgestellt werden. Ein Video, anonym zugespielt, entfaltet seine infame Wirkung. In 12 Gesprächen zwischen Malik und seiner Therapeutin zeichnet sich ab, wie das Verbrechen sämtliche Betroffenen aus ihren gewohnten Bahnen wirft, obwohl sie weiterhin versuchen, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen. Bis zur letzten Zeile zeichnet Uhly das Porträt einer Gesellschaft, deren Herrschaftsmechanismen unauffindbar bleiben, weil jeder, ob nun willentlich oder nicht, zu deren Erhaltung beiträgt.
Mehr aus dem Secession Verlag // z.B. das schmale Bändchen »TORHEIT UND LIEBE« aus dem Jahre 1555 mit den noch immer tief berührenden Gedichten von LOUISE LABÉ // unter www.secession-verlag.com
»DIES IST EIN LOB DES ZORNES UND SEINER VERBALISIERUNG IN DEN GESANG, DER UNSERE SPRACHE IST«
STARFRUIT PUBLICATIONS (Fürth, seit 2009)
JULIANE LIEBERTS Essay »HURENSÖHNE! Über die Schönheit und Notwendigkeit des Schimpfens« ist ein Lob des Zorns, eine Apotheose des klugen und kreativen Schimpfens – eines Schimpfens, das etwas Befreiendes hat, sich aber auch seiner Lächerlichkeit, Erbärmlichkeit und Hilflosigkeit (fast immer) bewusst ist. Lieberts Auseinandersetzung mit Gedichten, Songs und Texten u. a. von François Villon, Louis-Ferdinand Céline, Georg Kreisler oder Ton Steine Scherben ist sowohl analytischer als auch sympathisierender Art.
Wird das Korsett sprachlicher Wohlerzogenheit im Sturm entgrenzter Emotionalität gesprengt, ist das zugleich Ausdruck anarchischer Kraft und Protest gegen sprachliche Normen und soziale Kontrolle. Die den Essay begleitenden Blow-Up-Fotografien von Erman Aksoy sind adäquates visuelles Pendant – rabiate Netzhaut-Attacken als künstlerische Reflexion über das Wesen des Schimpfens und Wütens.
»Du bist so komisch anzuseh’n
Denkst du vielleicht, das find’ ich schön
Wenn du mich gar nicht mehr verstehst
Und mir nur auf die Nerven gehst
Ich trinke schon die halbe Nacht
Und hab’ mir dadurch Mut gemacht
Um dir heut’ endlich zu gesteh’n
Ich kann dich einfach nicht mehr seh’n
Mit deiner schlampigen Figur
Gehst du mir gegen die Natur«
Charles Aznavour »Du lässt dich geh’n«
Mehr von *starfruit publications // z.B. FRANZ DOBLERS Gedichte von 1991-2020 »ICH WILL DOCH IMMER NUR KRIEGEN WAS ICH HABEN WILL« mit Fotos von Juliane Liebert // unter www.starfruit-publications.de
»Was ich aber mitnahm, war mehr: Ich hatte wieder einmal reine Begeisterung lebendig spüren dürfen in dumpfer, freudloser Zeit, eine Art durchleuchtete, ganz auf die Kunst gewandte Ekstase, wie sie unsere Menschen längst verlernt zu haben scheinen!«
Stefan Zweig »Die unsichtbare Sammlung«
TOPALIAN & MILANI VERLAG (Oberelchingen, seit 2015)
Zwei tiefgründige Werke in einem wunderschön gestalteten Band: STEFAN ZWEIGS visionäre Novelle »BUCHMENDEL« aus dem Jahre 1929 über den Magier und Makler der Bücher, der seinen festen Arbeitsplatz am Marmortisch eines Kaffeehauses hat. Und »DIE UNSICHTBARE SAMMLUNG«, eine bewegende Farce aus der Zeit der Krisen- und Wunderzeit der 1920er Jahre über einen erblindeten Kunstsammler (Neuausgabe, durchgehend illustriert von Joachim Brandenberg & Florian L. Arnold).
Mehr aus dem Verlag // z.B. der er zweite Band der Stefan-Zweig-Edition, der die Novellen »DER AMOKLÄUFER« und »EPISODE AM GENFER SEE« (illustriert von Michael Hahn) vereint // unter www.topalian-milani.de
»Ich wollte mithalten, beweisen, dass ich intellektuell auf dem grünen Zweig, nicht auf dem von Vater erhofften absteigenden Ast war.«
Dietmar Sous »Bodensee«
TRANSIT BUCHVERLAG (Berlin, seit 1981)
Eine Kleinfamilie Anfang der 60er Jahre in einer rheinischen Stadt: Der Vater, ein verhinderter Boxer, wohnt als schlecht bezahlter Fabrikarbeiter mit der attraktiven Leni zusammen, die sich nach einem besseren Leben sehnt und damit ihren Mann zur Raserei bringt, die oft mit »Ausrutschern« endet. Der 15jährige Sohn Matthes wird vom Vater als »Waschlappen« beschimpft, von autoritären Lehrern geplagt und entwickelt seine eigene, etwas schräge Welt. In diese familiäre Enge fällt ein Licht, als Lenis wohlhabender Bruder sie und Matthes an den Bodensee einlädt. Hier schnuppern beide am Wohlstand und der Sohn erfährt seine erste Liebe. All das verschärft nach ihrer Rückkehr die täglichen Konflikte bis hin zur befreienden Katastrophe.
DIETMAR SOUS entfaltet in »BODENSEE« lakonisch und pointenreich ein großes Panorama der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit mit all ihrer Verklemmtheit und Grausamkeit, gespickt mit kauzigen Charakteren, Querköpfen und skurrilen, oft unfreiwillig komischen Situationen. Ein Roman wie eine Erholung, passende Lektüre für den Lockdown.
Weitere Bücher aus dem Verlag // z.B. Geheimnisse links und rechts der Spree in CARL-PETER STEINMANNS »IM FLUSS DER ZEIT« // unter www.transit-verlag.de
»Karlo mag keine Verbote. Ihm eine Grenze aufzuzeigen ist immer ein Fehler.«
Lisa Kränzler »Coming of Karlo«
VERBRECHER VERLAG (Berlin, seit 1995)
In »COMING OF KARLO« (2019) erzählt LISA KRÄNZLER sprachlich meisterhaft, assoziationsreich und voller Dringlichkeit auf 600 Seiten die Geschichte verletzter Menschen in einer kaputten Welt, in der toxische Männlichkeit wie ein wildes Tier lauert. Im Kosmos des 17jährigen Karlo nehmen Männer sich was ihnen zusteht, Frauen sollen sich hübsch machen. Karlo ist erfüllt von »Hass auf Vergangenheit und Gegenwart, Angst vor der Zukunft«. Er findet heraus, dass sein Vater nicht sein Vater ist, wird geplagt von einer Fußballverletzung. Dann lernt er Gwen kennen. Sie verlieben sich ineinander. Karlo ist glücklich. Doch als er ahnt, dass Gwen ihm nicht allein gehört, ist er verzweifelt, rasend vor Eifersucht und zieht sich in den Wald zurück. Schließlich kommt es zu einer Konfrontation, die in einer Katastrophe endet…
Mehr aus dem Verbrecher Verlag, der dieses Jahr sein 25. Jubiläum feiert // z.B. »AUWALD«, JANA VOLKMANNS Roman über die Schönheit des Zufalls, über Einsamkeit – und über Komplizenschaft // unter www.verbrecherverlag.de
»Während ich ihr nachsah, spürte ich die unüberbrückbare Kluft zwischen mir und dieser Stadt größer werden. Selbst wenn ich ihre Sprache spräche, die Sprache dieser Stadt, würde die junge Frau mich verstehen?«
Helon Habila »Reisen«
VERLAG DAS WUNDERHORN (Heidelberg, seit 1978)
Soeben in der Reihe AfrikAWunderhorn erschienen: HELON HABILAS Roman »REISEN« (Übersetzt von Susann Urban / Hrsg. von Indra Wussow) lässt ein Mosaik aus den unterschiedlichsten Erfahrungen von Migranten entstehen, deren Geschichten nie enden, da Migration, Vertreibung und Tod ›ewige‹ Themen bleiben werden, solange nicht Menschlichkeit und Respekt vor anderen Kulturen unsere Gesellschaften bestimmen. Habilas Protagonist, ein in den USA lebender Akademiker aus Nigeria, zieht mit seiner amerikanischen Frau nach Berlin. Dort trifft er auf afrikanische Immigranten, deren Schicksal und Fluchterlebnisse sein privilegiertes Leben in den USA in Frage stellen. Als er eine junge Frau aus Sambia in die Schweiz begleitet, wo sie die Todesumstände ihres Bruders klären will, steigt er auf der Rückreise nach Berlin ohne Papiere in den falschen Zug und landet in einem Flüchtlingslager am italienischen Mittelmeer …
Weiter Wunderhorn-Bücher // z.B. FELICITAS HOPPE & INDRA WUSSOWS Gespräche unter dem Titel »UNREISEN«, eine so kluge wie erhellende Selbstbefragung über Möglichkeiten und Grenzen kultureller Aneignung und über tröstliche Momente des Rückzugs und der Sesshaftigkeit in Zeiten von Corona // unter www.wunderhorn.de
»Mein Leben habe ich – hatte ich – den mit Lesen oder Schreiben verbrachten Stunden des Rückzugs gewidmet. Ich habe geglaubt – ich glaubte –, die Welt sei nur auf diesen von mir nach und nach in einer Mischung von Ungeduld und Erwartung durchblätterten Seiten wirklich existent. Dieser besondere Zustand, diese Lebensweise nannte sich Literatur. Alles schien einfach. Und nun verlangen Sie von mir zu reden, das Wort zu ergreifen für die, die nicht reden.«
Cécile Wajsbrot »Zerstörung«
WALLSTEIN VERLAG (Göttingen, seit 1986)
CÉCILE WAJSBROTS dystopischer Roman »ZERSTÖRUNG« (Aus dem Französischen von Anne Weber / 2019) handelt vom Erinnern, vom Vergessen und der Sorge davor, aus Fehlern der Geschichte nicht gelernt zu haben. Sie hatte ihr Leben dem Lesen und Schreiben gewidmet. Doch plötzlich zerbricht alles um sie herum, schrittweise breitet sich eine Diktatur aus, das Schreiben wird unmöglich. Ihre einzige Ausdrucksmöglichkeit findet die Erzählerin in einem rätselhaft bleibenden »Soundblog«. Wann und wie hat dieser Umbruch stattgefunden? Gab es Warnsignale? Cécile Wajsbrot beschreibt auf beeindruckende und erschreckende Weise die Angst vor einer Wiederholung der Geschichte und beschäftigt sich mit der beunruhigenden politischen Entwicklung der letzten Jahre.
Weitere Bücher aus dem Verlag // z.B. LUKAS BÄRFUSS’ Essay Band »DIE KRONE DER SCHÖPFUNG« // unter www.wallstein-verlag.de
»Ich habe nicht gewartet. Vielleicht bist Du deshalb wieder da.«
Helen Wolff »Hintergrund für Liebe«
WEIDLE VERLAG (Bonn, seit 1994)
»HINTERGRUND FÜR LIEBE« ist – und das kann man in diesen trüben Tagen besonders gut gebrauchen – der Roman eines Sommers, entstanden 1932/33. Helen Wolff erzählt in dieser stark autobiographischen Geschichte vom Beginn einer großen Liebe während einer Flucht auf Zeit aus den kippenden Verhältnissen in Deutschland. Der 20 Jahre ältere Mann muß von der jungen und unerfahrenen Frau, die mit ihm, dem wohlhabenden Lebemann, nach Südfrankreich reist, erst verlassen werden, damit er begreift, was im Leben wirklich zählt. Sie zieht sich nach Saint-Tropez in ein winziges Häuschen zurück (wie gerne würde man dieses Saint-Tropez, welches Wolff so charmant und lebendig beschreibt, JETZT SOFORT besuchen!), lebt ihr eigenes Leben, findet neue Freundschaften. Und er findet am Schluss – unter ihren Bedingungen – zurück zu ihr. Der Roman der legendären Verlegerin Helen Wolff (1906–1994) wurde nun zum ersten Mal veröffentlicht, von Marion Detjen mit einem Essay ergänzt, der die Situation Kurt und Helen Wolffs in den ersten Jahren ihres gemeinsamen Lebens und Arbeitens schildert & von der wunderbaren Kat Menschik illustriert.
Mehr Bücher aus dem Weidle Verlag // z.B. MAX MOHRS noch immer aktueller Roman »FRAU OHNE REUE« von 1933 (Mit einer biographischen Skizze von Roland Flade & einem Nachwort von Stefan Weidle) // unter www.weidleverlag.de
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