Lesungskritik: Schlagerabend mit Rainer Moritz

Das Literaturhaus wie es singt und lacht

Am 9. Februar wagte das Literaturhaus einen Ausflug in die Welt des Schlagers zusammen mit Rainer Moritz (Leiter des Literaturhauses Hamburg und Autor des Buches »Schlager. 100 Seiten«, Reclam Verlag), mit Siniša Horn am Keyboard & mit Marion Bösker (Literaturhaus, Moderation & Gesang).

© Catherina Hess

Eine Schlagerreise vom Capri-Fischer bis Helene Fischer tritt nicht jeder ohne gemischte Gefühle an – die Stimmung an der Sektbar im Foyer war erwartungsvoll-gespannt. Wer würde kommen? Und wie viele überhaupt? Und was erwartet uns?

DIE ERSTE ÜBERRASCHUNG: Immer mehr Menschen kamen, der große Saal des Hauses war bald rappelvoll mit gut gelauntem, sangesfreudigem – und textsicherem! – Publikum.
Das Programm: ein buntes Potpourri aus Musik, Bildern, Videos und Live-Interpretationen. Es war eine packende Revue teils vergessener, zumeist aber vertrauter Melodien, beginnend mit Rudi Schuricke in den 50iger Jahren (»Berliner Luft«) bis zum aktuellen Sound der Helene Fischer (»Atemlos«).

Rainer Moritz © Catherina Hess

HOCHINTERESSANT: die Analyse der Schlagertexte von Rainer Moritz. Hier spiegelt sich die bundesrepublikanische Entwicklung, sei es die Sehnsucht nach Bella Italia und Hawaii, sei es die sich ändernde Rolle der Frau in der Gesellschaft, seien es die Schlagertexte, die sich im Laufe der Zeit vom prüden Mief der Nachkriegszeit emanzipierten, mutiger – und manchmal auch grotesker wurden.

Siniša Horn © Catherina Hess

IM MITTELPUNKT DER SAUSE: Rainer Moritz, der Schlagerforscher, eloquent, sachkundig mit überbordender Ironie. Am Keyboard: der liebenswert-kauzige Tastenvirtuose Siniša Horn mit großem Können, mit Mut zur Schnulze und einer schlicht wunderbaren Herbert-Grönemeyer-Parodie!

Marion Bösker © Catherina Hess

Das Ganze fügte Marion Bösker vom Literaturhaus perfekt zusammen: charmant witzige Moderationen und (oha!) gekonnter Einsatz von Stimmbändern & Ukulele.

DER SCHLUSS: Schallendes Gelächter und nicht enden wollender Applaus mit Standing-Ovations!

Ein rundum gelungener Abend!
P.S. …zeitgleich lief im TV übrigens »Mainz wie es singt und lacht«…