Alles Nachdenken über Zeit ist Nachdenken über den Stoff unseres Lebens. Dessen Zeitpfeil kennt – wie die Musik – nur eine Richtung. Im Bild wiederum scheint die Zeit stillzustehen. Nur die Literatur verfügt über ein raffiniertes Spiel mit Zeitebenen, das der Mechanik von Uhren und Kalendern ein Schnippchen schlägt. Sie folgt ihr chronologisch oder bricht sie auf, Erinnerung wird Gegenwart und der Herzschlag zum poetischen Zeitmesser eigener Art. Schon die Frage des Erzählzeitpunkts und die Wahl des Tempus sind grundlegende Entscheidungen für jeden Prosatext. Wie erzählt man große Zeiträume, wo kommt dem Augenblick eine Ewigkeit zu und wo rafft man und macht Tempo? All das sind Mittel, um den Text als Ganzes zu strukturieren und Rhythmus und Fluss im Erzählen zu erzeugen. Wir haben ein Wochenende Zeit, um das in Lektüren zu erfassen, in Übungen auszuprobieren und die Zeitstruktur eigener Projekte zu prüfen.
KATRIN LANGE leitet die Schreibakademie des Literaturhauses München. LENA GORELIK ist vielfach ausgezeichnete Autorin von Essays, Jugendbüchern und Romanen (»Wer wir sind«, »Mehr Schwarz als Lila« u.a.).