Es ist ein junges, erst zehn Jahre altes und doch erstaunlich verbreitetes Phänomen: russische Autoren leben und schreiben im Ausland, erobern der russischen Literatur einen internationalen Sprachraum zurück, den sie im 19. Jahrhundert immer gehabt hat. Wie beeinflusst dieser doppelte Blick auf das eigene Land und das Gastland ihre Literatur? Welche Rolle spielt die auffällig häufige jüdische Identität der Autoren? Und schreiben sie lediglich in der Fremde oder auch in die Fremde, d.h. für ein nicht russisches Publikum?
Die Diskussion dieser Fragen übernehmen Autoren, die in ganz unterschiedlichen Ländern leben und schreiben. Dina Rubina lebt in Israel und Moskau und leitet die Gesellschaft für kulturelle Beziehungen zwischen Israel und Russland. In ihrem Buch »Hier kommt der Messias« (Luchterhand Literaturverlag) hat sie die Erfahrungen der Russen in Israel literarisch verarbeitet. Michael Schischkin war Journalist und Deutschlehrer in Moskau, ehe er 1995 in die Schweiz übersiedelte. In seinen literarisch-historischen Reiseführern »Die russische Schweiz« und »Russische Verwandte« betreibt er eine kulturelle Spurensuche vergangener Gegenwärtigkeiten. Die in Amsterdam lebende Marina Palej reflektiert in ihrem Werk unter anderem das Schreiben unter den Bedingungen der Grenze. Die seit 1991 in Frankfurt lebende, in Leningrad aufgewachsene Olga Martynova moderiert den Abend. Sie ist nicht allein Lyrikerin (»Brief an die Zypressen«, Rimbaud Verlag), sondern mit ihren Essays und Literaturkritiken eine kundige Vermittlerin der russischen Literatur.
Moderation: Olga Martynova