Einführung & Gespräch: Tanja Graf
Live-Musik: Heribert Leuchter
»Mamans Geburtsname war Renée Gagnieux, dieser Name steckt in mir, dreht sich schon lange unter meiner Brust, viel schneller, seit meine Schwester Lisa in den Archiven von Lyon recherchiert hat. Etwas Hartes und Krummes und Hakeliges wie ein Fragezeichen. In meiner Mutter selbst rumorte ihre unbekannte Mutter, Cécile Gagnieux, die sie verdrängt, verschluckt und nie verdaut hat. Sie hat nicht mal ihren Namen erfahren.«
Sylvie Schenk »MAMAN«
Sylvie Schenk schreibt »fragmentarisch wie die Erinnerung, skeptisch gegen das eigene Ressentiment, präzise, klug und voll Witz« (Daniela Strigl, FAZ), neben Annie Ernaux gehört die Deutsch-Französin zu den profiliertesten Autorinnen des autofiktionalen Genres. In ihrem für den Deutschen Buchpreis 2023 nominierten Roman »Maman« (Hanser) folgt der Geschichte ihrer Mutter, die 1916 geboren wird. Die Großmutter, Seidenarbeiterin wie zuvor die Urgroßmutter, stirbt bei der Geburt. Aber stimmt das? Mit Tanja Graf spricht Sylvie Schenk über Fakten und Fiktionen und über die Kraft des literarischen Erzählens. Wir hören Auszüge aus dem Roman im verdichteten »Textkonzert« zusammen mit dem Musiker Heribert Leuchter.