Di 20.11.18 // 20 Uhr // Milla Club (Holzstraße 28)
Literaturfest München 2018: forum:autoren

Kleines Babel

Roberta Dapunt, Nuala Ní Dhomnaill, Róža Domašcyna & Marlene Schuen mit Natalie Plöger

Moderation: José F. A. Oliver

Im Milla Club kommen die Winzlinge im europäischen Sprachenkonzert groß raus: Ein mehrstimmiger Chor lässt den Reichtum unbekannter Mundarten im Gespräch, in Lesungen und Songs erklingen.

Warum schreiben Schriftstellerinnen und Musiker auf Ladinisch, Sorbisch oder in irischem Gälisch, das nur von wenigen Menschen verstanden wird? Wie verändert das ihr Schreiben? Und was passiert, wenn ihre Lyrik von Zeitgenossen in andere Sprachen des eigenen Landes übertragen wird?

Moderiert von dem spanisch-deutschen Lyriker José F. A. Oliver, entsteht ein Babelabend im besten Sinne, denn alle Gäste kommunizieren in mindestens zwei Sprachen:

Róža Domašcyna stammt aus Zerna bei Kamenz in der Oberlausitz und lebt in Bauzen. Wenn sie über Wasserwölfe, Teiche voller Frösche und den Grübelzwang schreibt, entdeckt sie zwischen Gangbein und Springbein die eine Sprache in der anderen und die andere in der einen. Weil sie »sorbische und deutsche Kunst und Kultur auf wunderbare Weise« verknüpft, erhielt sie den Sächsischen Literaturpreis 2018.

Nuala Ní Dhomhnaill ist die wortgewaltigste Vertreterin der modernen irischen Poesie. Geboren im englischen Lancashire als Tochter zweier Iren und aufgewachsen im irischen County Kerry, sprach sie vornehmlich Gälisch – und lässt heute in ihrer Lyrik Feen aus jener Welt mit Motorsägen von Black & Decker auf Obstgärten in dieser treffen. Für ihre Verdienste für die sogenannten kleinen Sprachen erhielt sie 2018 den Internationalen Zbigniew Herbert Literaturpreis.

Roberta Dapunt lebt mit ihrer Familie auf einem Bauernhof in Südtirol, wo sie auf Italienisch ebenso wie auf Ladinisch über die tägliche Landarbeit und Menschen im Dorf schreibt. Dabei findet sie eindringliche Bilder für Glauben und Liebe zwischen Kuhstall und Alm, Wiese und Hof.

Marlene Schuen und Natalie Plöger spielen beide bei Ganes, einem vielstimmig singenden, fest in ihrer ladinischen Heimat verwurzelten Märchenwesen. Dass viele Menschen ihre Songtexte nicht verstehen, sieht Marlene Schuen durchaus als Vorteil: Nur so können sie sich ganz der Musik hingeben.