Ein 13jähriger Junge verbringt bei seinem Onkel den Sommer, bevor er in eine strenge Klosterschule eintreten muss. Der Onkel ist Prälat und Monsignore und leitet als Bibliothekar die im ganzen Abendland berühmte Stiftsbibliothek von St. Gallen, während seine Haushälterin, das katechismusfromme Fräulein Stark, mit eisernem Zepter die Aufsicht über den Buben führt. Der Junge wird sogleich als Pantoffelministrant in den Bibliotheksdienst integriert und muss die Schuhe der Besucher in Pantoffeln stecken, bevor diese das berühmte barockene Parkett betreten dürfen. Vor den Füßen der Besucherinnen kniend, merkt der vorlaute Junge, dass er über eine Nase verfügt, die immer mehr von ihm Besitz ergreift und seine Phantasie, seinen Eros in Gang setzt. Thomas Hürlimanns hinreißende Novelle führte nicht nur in der Schweiz zu einem kleinen Skandal, sondern sorgte auch im Literarischen Quartett für Aufregung. Darüber spricht auch Hans-Herbert Räkel (Süddeutsche Zeitung) mit dem Autor, der für sein Schaffen zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter 1997 den Literaturpreis der Konrad Adenauer-Stiftung und 1998 den Solothurner Literaturpreis erhielt.
Do 4.10.01 // 20 Uhr // Saal & Foyer