Literarische Texte eröffnen im Medium der Sprache Erfahrungsräume, die, ganz analog zu den echten (Lebens-)Räumen, eingerichtet, gestaltet und atmosphärisch verdichtet werden müssen, damit die Figuren, die sich in ihnen bewegen, plastisch und anschaulich werden.
Figuren erwecken wir nicht dadurch zum Leben, dass wir sie gleichsam mit »Post-Its« etikettieren. Mitteilen: die ist aufgeregt, der ist nachdenklich. Freilich, wir können sie sprechen, handeln und fühlen lassen – nicht minder wichtig für die Implementierung von Figuren aber ist die erzählte Welt, die Umgebung, in der wir sie agieren lassen. Die Eigenheiten dieser Räume, das Dingliche wie das Atmosphärische, setzen eine Zeit- und Ortsignatur und dienen auf oft unmerkliche Art der Charakterisierung der Figuren.
Wir werden Verfahren dieser Welterschaffung schreibend und lesend (anhand von kurzen Textauszügen) ausprobieren und ihre Potentiale und Wirkungsweisen ausloten.
DAGMAR LEUPOLD lebt als Autorin in München. Ihr Werk umfasst Romane, Essays und Gedichte; zuletzt erschienen »Die Witwen« (2016), für den sie für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde, »Lavinia« (2019) und in diesem Jahr »Dagegen die Elefanten« (alle im Jung und Jung Verlag). Dagmar Leupold wurde u.a. 2013 mit dem Tukan Preis der Stadt München ausgezeichnet. Sie hat langjährige Unterrichtserfahrung, denn von 2004-2021 leitete sie das Studio Literatur und Theater an der Universität Tübingen.