Den deutschen Text liest: Sophie von Kessel
Mit ihr sei das Erzählen in die russische Literatur zurückgekehrt. Dies oder ähnliches liest man immer wieder in den Rezensionen zu Ljudmila Ulitzkajas Büchern. Die Rezensenten loben damit etwas, was auch hier in den vergangenen Jahren an Wichtigkeit gewonnen hat. Und doch sind die kulturellen Unterschiede zur deutschen Literatur markant. Denn die Familiengeschichten, die sie mit leiser Ironie erzählt, sind immer auch Momentaufnahmen Russlands, seiner gesellschaftlichen Kontinuitäten und Veränderungen. Die in Moskau geborene, studierte Biologin lebt seit den achtziger Jahren als freie Autorin. Mit der Erzählung »Sonetschka« gelang ihr 1992 der internationale Durchbruch. Mittlerweile sind auf deutsch auch »Olgas Haus«, »Reise in den siebenten Himmel« und »Ein fröhliches Begräbnis« erschienen. Heute liest sie neue Erzählungen und spricht mit ihrer Übersetzerin Ganna-Maria Braungardt über ihr Werk im Kontext der literarischen und gesellschaftlichen Entwicklung Russlands im letzten Jahrzehnt.