Mo 25.4.22 // 20 Uhr // Saal & Stream

Der gekränkte Mann

Ein Abend mit Tobias Haberl

Moderation: Meredith Haaf (Süddeutsche Zeitung)

 

Sind Männer die Geisterfahrer der modernen Gesellschaft? Der Feminismus hat in vielen – längst nicht in allen – Bereichen des Lebens zu einer Gleichberechtigung und -verpflichtung der Geschlechter geführt. Dabei ist der Begriff der »toxischen Männlichkeit« zu einem Kampfbegriff geworden, viele Männer fühlen sich überrollt von einer Logik, die ihre männliche Identität als zerstörerisch brandmarkt. Mit einem großen Portrait über die Autorin Margarete Stokowski löste der Münchner Journalist Tobias Haberl (SZ Magazin) eine Debatte über Gleichberechtigung und Feminismus in den sozialen Medien aus. Auch in seinem neuen Buch (Piper) betrachtet er den feministischen Kulturwandel aus männlicher Perspektive und stellt die mutige Frage: Wie kann man heute überzeugend Mann sein – offen und empathisch, aber nicht dressiert und glattgeschliffen?

»Ich erinnere mich genau an den Moment, in dem ich beschloss, dieses Buch zu schreiben: Es war Oktober, draußen regnete es, ich nahm lächerlicherweise ein Honigschaumbad und blätterte im Spiegel, als ich in einem Interview mit Alice Schwarzer folgenden Satz las: ›Rechtsradikale und Islamisten sind im Grunde gleich toxisch, es geht um den gekränkten Mann.‹ Ich hielt inne, wurde nachdenklich, irgendwann ließ ich das Magazin über den Badewannenrand gleiten und verfiel in langes Grübeln: Der gekränkte Mann – irgendwas lösten diese drei Worte in mir aus.
Ich fühlte mich nicht gemeint, nicht direkt jedenfalls, schließlich bin ich weder rechtsradikal noch ein Islamist. Trotzdem spürte ich, dass in dem Satz eine tiefe Wahrheit steckt, weil sich vieles, was in unserer Gesellschaft gerade beschwerlich oder bedrohlich ist, damit erklären lässt, dass sich unsere Vorstellung von Männlichkeit gewandelt hat, ja dass Männlichkeit an sich immer öfter attackiert und verurteilt wird.«

Tobias Haberl »Der gekränkte Mann. Verteidigung eines Auslaufmodells«