»›Gestatten, Kästner‹, sagt der Spiegelmensch. Mein rechtes Auge lächelt aus seiner linken Augenhöhle.
Erich Kästner »Briefe an mich selber«
Ob Lyriker, Dramatiker, Romancier, Journalist, Kritiker oder Kinderbuchautor – jeder Leser schätzt eine andere Seite des Schriftstellers Erich Kästner. Seine Beliebtheit zeigt sich an den anhaltend hohen Verkaufszahlen seiner Kinderbücher oder dem großen Publikumserfolg der Urfassung des »Fabian«, die Ende 2013 unter dem Titel »Der Gang vor die Hunde« erschien.
Das Literaturhaus München zeigt nun die erste große Ausstellung über Erich Kästners Leben und Schreiben, seitdem dessen Nachlass in Marbach vollständig erschlossen zur Verfügung steht und nicht zuletzt im Bereich der Fotosammlung beträchtlich gewachsen ist. In unveröffentlichten Manuskripten und weitgehend unbekannten Fragmenten lassen sich neue Facetten Kästners entdecken. Sie rücken den Autor stärker in den Kontext der Moderne, zeigen ihn aber auch zerrissener in den historischen Wogen, als bisher vermutet. In den wichtigen Stationen seines Lebens, den Großstädten Dresden, Leipzig, Berlin und München, zeigt sich neben dem multimedial agierenden Erfolgsautor ein Zweifler, der versucht, sich den Unsicherheiten der Moderne schreibend zu stellen.