Drei Fragestellungen zur Weltlage: Expert_innen aus Kunst, Kultur, Politik und Praxis erkunden Handlungs- und Spielräume innerhalb der Flüchtlingsthematik.
14 Uhr: Symposion Teil 1 – Poetologie: Künstlerische Auseinandersetzung in Krisengebieten
Lassen sich brisante politische Zustände, Verfolgung, Bürgerkrieg und radikale Erfahrungen adäquat in Literatur, Kunst, Musik übersetzen? Was ist deren Funktion? Wo liegen die Grenzen? Wo die Möglichkeiten?
Der im Iran geborene Berliner Fotograf Ali Ghandtschi porträtierte Kreative in Israel. Er sprach mit Juden, Moslems, christlichen Palästinensern. Ihre Geschichten erzählt er in dem Buch »Mein Israel« (Suhrkamp). Darunter auch die von Ayman Sikseck: 1984 im arabischen Teil Tel Avivs geboren, schrieb der arabische Israeli sein Debüt »Reise nach Jerusalem« (Arche Verlag) auf Hebräisch. Mohamed Safi aus Kairo zählt als DJ und Musiker zu den einflussreichsten Vertretern der arabischen Underground-Szene, und der Kulturwissenschaftler Martin Roth leitet das Victoria and Albert Museum in London. Die Dokumentarfilmerin Julia Benkert stieß bei ihren Recherchen in Nepal an die Grenzen des dokumentarischen Erzählens und verarbeitete ihre Eindrücke in ihrem ersten Roman Das Flüstern des Himmels (Knaur Verlag). Gemeinsam loten die Podiumsteilnehmer aus, inwieweit Zeitgeschichte durch Kunst erfahrbar wird.
Sprache: Englisch / Deutsch
Simultanübersetzung
Moderation: Claudius Seidl (FAZ)
15.15 Uhr: Symposion Teil 2 – Politik: Was tun? Perspektiven und Visionen
Wie stellen sich die Konflikte aus der globalen Perspektive der Politik dar? Was genau sind die Krisenherde? Welche Optionen haben wir, mit ihnen umzugehen? Und welche Strategien, um die Lage zu verbessern?
Um Fragen wie diese dreht sich das von Georg Diez moderierte Gespräch. Zu Gast sind Mekonnen Mesghena, Journalist
und Leiter des Referats für „Migration & Diversity“ bei der Heinrich-Böll-Stiftung, sowie Nadja Ofuatey-Alazard. Die gebürtige Schwarzwälderin ist stellvertretende Leiterin und Sprecherin des BIGSAS Festivals Afrikanischer und Afrikanisch-Diasporischer Literaturen in Bayreuth und beschäftigt sich wie Mesghena unter anderem mit Rassismus in der Sprache. Beide diskutieren mit Markus Kaim,Leiter der Forschungsgruppe „Sicherheitspolitik“ beim Deutschen Institut für Internationale Politik und Sicherheit in Berlin undDirk Schümer, der als Europakorrespondent für die Welt-Gruppe über europäische Themen, Politik, Gesellschaft und Kultur berichtet.
Moderation: Georg Diez (Spiegel)
16.30 Uhr: Symposion Teil 3 – Praxis: Wie gehen wir die Probleme konkret an?
Zum Abschluss sehen wir uns die Situation in der Stadt, in unserem Land, genau an: Welche Schwierigkeiten gibt es für die Geflüchteten selbst, und welche bringt das Zusammenleben mit sich?
Die Essener Anwältin Nizaqete Bislimi hat sich auf Ausländer- und Asylrecht spezialisiert, die Münchner Filmhochschul-Studentin Suli Kurban arbeitet für BR Puls. Beide kamen als Kinder nach Deutschland, Bislimi aus dem Kosovo, Kurban aus China. Zwei geglückte Lebenswege?
Anni Kammerlander und Matthias Weinzierl kennen davon unzählige Varianten: Kammerlander ist als Mitbegründerin seit über 20 Jahren bei Refugio und heute im Vorstand des Fördervereins, Pressesprecher Weinzierl leitet beim Bayerischen Flüchtlingsrat das Magazin Hinterland.
Miltiadis Oulios, Autor des Buches »Blackbox Abschiebung« (Suhrkamp), moderiert und analysiert mit den Teilnehmer_innen, was wir aktuell tun können, was gemacht wird und vor allem: was fehlt.
Moderation: Miltiadis Oulios (Journalist)
Veranstalter: Literaturfest München
Eintritt Teil 1+2: Euro 10.- / 8.-