Moderation: Adelheid Vogt & Marion Bösker
Was für eine Wiederentdeckung! Hier einige Stimmen zum großen Familienroman »Effingers« von Gabriele Tergit:
»Dass dieses Buch nicht längst ein fester Bestandteil des deutschen literarischen Kanons ist, halte ich für einen Skandal.« (Thea Dorn, Das literarische Quartett)
»Ein Epochenroman, ein jüdischer Epochenroman zwischen Fontane und Thomas Mann! […] Sogstoff! Lesen! Wirklich!« (Volker Weidermann, Das literarische Quartett)
»Effingers ist als deutscher Familien- und Gesellschaftsroman gewichtiger als die Buddenbrooks.« (Gerhard Beckmann, BuchMarkt)
»Es gibt keinen anderen Roman, der wie dieses Werk das untergegangene Berlin und die Welt der jüdischen Berliner rettet. Er ist von einer verstörenden Wahrhaftigkeit.« (Jens Bisky, Süddeutsche Zeitung)
Die Familien Goldschmidt und Oppner, Seelenverwandte der »Buddenbrooks«, wohnen in der Tiergartenstraße in Berlin. Sie sind Bankiers und Kunstmäzene, begabt und empfindsam, und spätestens nach dem Ersten Weltkrieg beginnen ihre bürgerlichen Gewissheiten zu bröckeln. Auch die prachtvollen Feste können nicht mehr über den sich immer brutaler äußernden Antisemitismus in der Gesellschaft hinwegtäuschen. Die Auflehnung der jungen Generation wirbelt die gutbürgerlichen Familien zusätzlich durcheinander.
Effingers ist eine Familienchronik über vier Generationen, die die Epochenbrüche und das besondere Schicksal einer jüdischen Familie beobachtet, deren Mitglieder glühende Patrioten und Preußen waren. Temporeich, vielstimmig und historisch präzise bis ins kleinste Detail zeichnet der Roman die wechselnden Zeitstimmungen und die sich drastisch wandelnden Sitten nach – besonders beeindrucken dabei die Frauen der großen Familie, die sich nach 1918 neu erfinden müssen.
Gabriele Tergit setzt dem Denken und Fühlen, der hohen Kultur der Berliner Juden ein Denkmal – ihre Trauer um den Verlust und die fast völlige Zerstörung ihrer Heimatstadt Berlin schwingen in jedem Satz mit.
Gabriele Tergit (1894–1982), Journalistin und Schriftstellerin, schrieb drei Romane, zahlreiche Feuilletons und Reportagen sowie posthum veröffentlichte Erinnerungen. 1933 emigrierte sie nach Palästina, 1938 zog sie mit ihrem Mann nach London. Von 1957 bis 1981 war sie Sekretärin des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland. Hier finden Sie ein Porträt von Gabriele Tergit aus der Wochenzeitung DIE ZEIT.