Do 23.11.06 // 20 Uhr // Saal

Melnitz

Lesung mit Charles Lewinsky

Melnitz ist in Charles Lewinskys Familienroman (Nagel und Kimche Verlag) eine Art jüdisches Gedächtnis. Er begleitet das Schicksal der Familie Meijer über vier Generationen vom Jahr 1871 an bis 1945. Er ist der Familienchronist, der die jüdische Geschichte lebendig hält. Lewinsky gelingt es mit glänzenden Dialogen, Situationskomik und großer historischer Kenntnis Individual- mit politischer Geschichte zu verbinden. Hierzulande ist er jüngst mit seinem Drehbuch zu »Ein ganz gewöhnlicher Jude« hervorgetreten. In seiner Schweizer Heimat ist er als Dramaturg, Regisseur und Autor bekannt.

»Immer, wenn er gestorben war, kam er wieder zurück. Am letzten Tag der Trauerwoche, wenn der Verlust sich im Alltag verlaufen hatte, wenn man den Schmerz schon suchen musste, ein Mückenstich, der gestern noch gejuckt hat und heute kaum mehr zu ertasten ist, wenn der Rücken wehtat vom Sitzen auf den niedrigen Hockern, die der alte Brauch den Hinterblie­benen für die sieben Tage zuweist, dann war er ganz selbstver­ständlich wieder da, trat unauffällig mit den anderen Besuchern ins Zimmer, durch keine Äußerlichkeit von ihnen unterschie­den. Nur Essen brachte er keines mit, auch wenn das der Brauch gewesen wäre.«

Charles Lewinsky »Melnitz«