Do 27.3.03 // 0 Uhr // Saal
Krieg und Frieden

Gaza. Tage und Nächte in einem besetzten Land

Gespräch mit Navid Kermani, Halima Alaiyan und Reinhard Hesse Programmänderung

Aufgrund der angespannten Lage im Nahen Osten musste Amira Hass ihre Teilnahme an der Veranstaltung absagen. Amira Hass lebt und arbeitet seit vier Jahren als einzige israelische Journalistin im Gazastreifen und im Westjordanland, derzeit in Ramallah.

Die Veranstaltung findet daher in abgeänderter Form statt: Nach einem Filmbeitrag über Amira Hass wird der Publizist und Islamwissenschaftler Navid Kermani, dessen Buch »Schöner neuer Orient. Berichte von Städten und Kriegen« soeben im C. H. Beck Verlag erschienen ist, mit dem Journalisten und Autor Reinhard Hesse und der palästinensischen Ärztin und Autorin Halima Alaiyan ( »Vertreibung aus dem Paradies. Meine lange Flucht aus Palästina«, Marion von Schröder Verlag) ein Gespräch über den Nahostkonflikt führen.

Amira Hass, Tochter osteuropäischer Holocaust-Überlebender, lebt als Korrespondentin der israelischen Zeitung »Ha’aretz« seit vier Jahren freiwillig als erste und einzige israelische Journalistin im Gazastreifen und im Westjordanland, derzeit in Ramallah. Als Israelin freiwillig unter Palästinensern zu leben, gilt nicht wenigen ihrer Landsleute als Kollaboration mit dem Feind, wie ihr andererseits viele Palästinenser mit tiefem Misstrauen begegnen. Doch ist es gerade diese Existenz als Grenzgängerin zwischen den Fronten, die ihr dieses Buch über den palästinensischen Alltag und das Mit- und Gegeneinander palästinensischer Organisationen ermöglicht hat. Hass beschreibt die ohnmächtige Wut auf die israelischen Besatzer ebenso wie die Selbstherrlichkeit des autoritären Regimes Yassir Arafats. Für ihre ungewöhnlichen und mutigen Reportagen aus den Palästinensergebieten wurde sie mit dem World Press Hero Award des International Press Institute ausgezeichnet. 2002 erhielt sie den Prince Claus Award und den Bruno-Kreisky-Preis für Verdienste um die Menschenrechte.

Navid Kermani, geb. 1967, Publizist und Islamwissenschaftler, ist Long Term Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Für sein bei C.H.Beck erschienenes Buch Gott ist schön. Das ästhetische Erleben des Koran (Sonderausgabe 2000) erhielt er den Ernst-Bloch-Förderpreis.

Halima Alaiyan, geboren 1948 in Ibdis, Palästina, floh bei der Gründung des Staates Israel mit ihren Eltern und vier Geschwistern ins ägyptische Exil. Nach der Heirat in Kairo folgte sie ihrem Ehemann nach Saudi-Arabien und Deutschland. 1976 begann sie mit dem Medizinstudium und arbeitete ab 1986 als Fachärztin für Orthopädie an der Universitätsklinik in Homburg/Saar. 1993 gründete sie eine Praxis für Orthopädie in Saarbrücken, wo sie heute noch lebt.

Reinhard Hesse kennt die arabische Welt, seit er einen Teil seiner Jugend in Kairo verbrachte. Er ist Journalist, Reporter und freier Autor und seit 1998 auch Redenschreiber von Gerhard Schröder. Hesse lebt in Berlin, München und Beirut. Zuletzt ist von ihm erschienen: »Ground Zero« (Econ Verlag).