In seinem aktuellen Buch »Die schönste Form der Freiheit« (Siedler Verlag) erhofft Michael Naumann sich von der Kultur „die melancholische Erinnerung daran, was ihr im Zuge der europäischen Geschichte verlorengegangen ist“. Ein kulturelles Bewusstsein entsteht demnach auch künftig in einem unabschließbaren Gespräch, das die Gesellschaft mit sich selbst führt: mit Blick auf ihre Unzulänglichkeit. Wohin aber richtet sich dieser Blick, wenn er eine Erneuerung des Denkens ins Auge fassen will? Michael Naumann ist überzeugt, dass das „neue Denken“ des 21. Jahrhunderts in Wirklichkeit das des 18. Jahrhunderts sei. Es sei furchtbar überholt und hoffe noch immer auf die Erlösung durch wissenschaftlichen, technischen, rationalen Fortschritt. Tatsächlich aber hätten in der Zwischenzeit sich völlig neue globale Zusammenhänge ergeben, die mit den noch immer fortschrittsbesetzten Termini der Moderne nicht wirklich erfasst werden könnten. Michael Naumann war bis Januar 2001 Staatsminister für Angelegenheiten der Kultur und Medien und ist jetzt Herausgeber der ZEIT.
Einführung: Rachel Salamander