Mi 14.10.20 // 18 Uhr // per Videokonferenz
Onlinewerkstatt

Dialoge

Mit John von Düffel

ONLINE-SCHREIB-SEMINAR

Dialog ist das älteste und elementarste Medium der Welt: von Kindesbeinen an über die Gipfel der Verhandlungskunst bis hin zu den letzten Worten auf dem Sterbebett. Die Erfindung des Dialogs als Kunstform markiert die Entstehung des Theaters in der griechischen Antike und ist die Königsdisziplin auf der Bühne bis heute. Doch auch kein Roman, kein Drehbuch kommt ohne ihn aus. Und eine der größten Herausforderungen in der Entwicklung künstlicher Intelligenz ist, wen wundert es, die Dialogfähigkeit. Interaktion ist, wann immer sie sich versprachlicht, dialogisch.

Weil unser Leben dialoggeprägt ist, sind wir ohne Weiteres in der Lage, einen guten, glaubwürdigen Dialog zu erkennen. An jedem Fernsehabend unterscheiden wir blitzschnell zwischen spannenden und hölzernen Dialogen, Geschwätz und Verdichtung. Umso erstaunlicher, dass wir uns als Dialogexperten des Alltags so schwer tun, einen guten Dialog aufs Papier zu bringen – sowohl für die Bühne als auch zwischen zwei Buchdeckeln. Selbst in den größten Romanen der Weltliteratur finden sich Passagen von wörtlicher Rede, die sich als Dialog tarnen, tatsächlich aber nichts anderes sind als Informationsvergabe, Sprachrohrgetöse und Autorenlautsprecherei. Was aber macht einen guten Dialog aus? Wie unterscheiden sich Autoren- und Figurensprache? Welche Dramaturgie und dramaturgischen Modelle bringen Dialoge zur Entfaltung? Und welche Stilmittel verleihen Dialogen ihre Wirksamkeit und Strahlkraft?

John von Düffel © Katja von Düffel

Der Kunst des Dialogschreibens widmet sich dieses Webinar mit Beispieltexten, Schreibaufgaben und der Werkstattarbeit an Texten der Teilnehmenden unter der Leitung von JOHN VON DÜFFEL, Dramatiker und Dramaturg an verschiedenen Bühnen wie dem Thalia Theater in Hamburg, dem Deutschen Theater Berlin, Professor für Szenisches Schreiben an der Universität der Künste Berlin, Autor von Romanen wie »Vom Wasser«, »Houwelandt« und »Der brennende See« (alle bei Dumont erschienen).

 

  1. Teil (14.10.: GRUNDLAGEN): Informationsvergabe versus Dialogspannung, Inhalts- und Beziehungsebene, Text und Subtext.
  2. Teil (21.10.: DIE ZWEITE STIMME): Differenz und Asymmetrie: Statusunterschiede, Sprachcodes, reziproke Abhängigkeit. Denken in Gegensätzen. Das Generieren einer zweiten Figur.
  3. Teil (28.10.: DIALOGAUFSTELLUNGEN): Figur und Situation – Konstellation und Konflikt
  4. Teil (4.11.: DRAMATURGIE DES DIALOGS): Der Dialog als Prozess, Verschiebungen, Wendepunkte, Gewinnen, Verlieren, Dialog und Dialektik.
  5. Teil (11.11.: STILMITTEL): Pointe und Aussparung. Die Kunst des Ungesagten. Raum und Zwischenraum. Dialogtaktung und Rhythmus. Der Dialog-TÜV.

LEKTÜREEMPFEHLUNG:
Sophokles »Antigone« // Lessing »Emilia Galotti« // August Strindberg «Totentanz« // Thomas Mann »Buddenbrooks« // Jonathan Franzen »Freiheit«