Mo 11.3.19 // 20 Uhr // Saal
Foyer-Bar ab 19 Uhr
München leuchtet

Der Klavierschüler

Lesung mit Lea Singer

Moderation: Knut Cordsen (BR)

Lea Singer erzählt in ihrem neuem Roman (Kampa Verlag) eine unerhörte Geschichte: Bei Recherchen entdeckte sie Briefe von Vladimir Horowitz mit brisantem Inhalt. Gerichtet waren sie an seinen ersten Klavierschüler, einen jungen Schweizer namens Nico Kaufmann – der zugleich sein Geliebter war.
Wir übergeben der Münchner Autorin, die als Eva Gesine Baur außerdem viel beachtete Sachbücher schreibt, unsere Bühne, hören berühmte Horowitz-Einspielungen, sehen historische Aufnahmen und nähern uns der unbekannten Seite des Jahrhundertpianisten.

»Es verging eine lange halbe Minute, bis der Mann am Klavier begann.
Der Fremde saß da, ohne sich anzulehnen, die Lider geschlossen.
Zögernd stiegen Töne auf wie eine Erinnerung an etwas Fernes, aber nie Vergessenes. Der Pianist schien weniger zu spielen als zu sinnieren, dem nachzulauschen, was seine Finger da erweckten. Diese Musik passte nicht hierher. Doch sie war so leise, dass jeder hinhörte. Keinem fiel auf, dass der Fremde weinte. Nach wenigen Minuten war alles vorübergezogen. Was nachklang, verbot für ein paar Atemzüge jedes Geräusch. Niemand applaudierte. Erst als der Pianist sich erhob und unsicher, als hätte ihn etwas aus dem Gleichgewicht gebracht, in die Richtung ging, wo Lilly sich fläzte, begann es wieder zu lärmen.«

Lea Singer »Der Klavierspieler«