Moderation: Christian Ruzicska
Gesang: Annabelle von Arnim
»München leuchtete«, mit diesem Zitat aus der Novelle »Gladius Dei« brachte Thomas Mann seine ambivalente Beziehung zur Stadt und seiner Kunstszene zum Ausdruck. Längst hat sich dieses berühmte Diktum von der Ironie befreit, mit Stolz blickt man auf Kunst, Theater, Musik und Literatur der Stadt. In der neuen Reihe »München leuchtet« präsentieren wir die aktuelle Münchner Literatur und übergeben den Autor*innen unsere Bühne. Wie sie sich und ihre Bücher darstellen, liegt ganz bei ihnen selbst.
Den Anfang macht Steven Uhly, dessen neuer Roman »Den blinden Göttern« ein poetisch-kluges Verwirrspiel ist – Krimi, Burleske und hermeneutische Deutung zugleich. Steven Uhly liest Auszüge, befragt von Secession-Verleger Christian Ruzicska, musikalisch begleitet von der Münchner Sopranistin Annabelle von Arnim. Licht an, Bühne frei!
»Ja, natürlich. Diese Geschichte ist eigentlich zu verworren, um ein Bestseller zu werden. Die Leute wollen etwas Handfestes, verstehen Sie, eine packende Lebensgeschichte, am besten eine Befreiungsgeschichte, in der sich jemand von äußeren oder inneren Zwängen emanzipiert. Die Leute wollen eigentlich keine Literatur – sie wollen Wirklichkeit, verstehen Sie?«
»›Diese Sonette – die habe ich geschrieben, nicht wahr? Damals für Greta, nicht wahr?‹ (…)
›Ach was, so funktioniert die Wirklichkeit nicht. Die Literatur, sie schon, die löst immer alles auf wie ein Puzzle oder wie eine Gleichung oder wie ein Fluss, der zum Meer fließt, als gäbe es einen Ausweg. Aber das Leben hinterlässt immer eine Rest, der ungelöst, unaufgelöst bleibt.‹«
Steven Uhly »Den blinden Göttern«