»Jedesmal, wenn ich im Gespräch jüngeren Freunden Episoden aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg erzähle, merke ich an ihren erstaunten Fragen, wieviel für sie schon historisch oder unvorstellbar von dem geworden ist, was für mich selbstverständliche Realität bedeutet. Und ein geheimer Instinkt in mir gibt ihnen recht: zwischen unserem Heute, unserem Gestern und Vorgestern sind alle Brücken abgebrochen.«
Stefan Zweig: »Die Welt von Gestern«, 1942
Monika Czernin hat dieses Zitat an den Anfang ihres neuen Buches gestellt und eröffnet damit ihr Porträt der legendären Gastgeberin Anna Sacher. Ihr »Hotel Sacher« ist der elegante Mittelpunkt einer wechselvollen Geschichte. Kaiserin Elisabeth, Kronprinz Rudolf, Arthur Schnitzler und Gustav Klimt gingen hier ein und aus, ebenso Gustav Mahler, die Ephrussis, die Rothschilds und die Wittgensteins. Das »Sacher« isteine glanzvolle Bühne, der Knotenpunkt unzähliger Geschichten, die hier begannen oder – wie die Epoche des Fin de Siècle selbst – hier zu Ende gingen. Monika Czernin stellt ihr Buch ) zusammen mit Sunnyi Melles vor, die Passagen daraus lesen wird.