Fr 18.10.13 // 20 Uhr // Saal & Harry Klein (Sonnenstraße 8)
Brasilien. Ein Land voller Stimmen

cultureclubbing brasileiro

Ein Abend mit João Paulo Cuenca, Luiz Ruffato und Fábio Moon & Gabriel Bá

Moderation: Michael Kegler
Dolmetscherin: Patricia Viegas-Louro
Im Anschluss geht es für alle Interessierten weiter im Harry Klein mit einem VJ-Seta la brasileira!
23 Uhr, clubbing
Antony Rother Live (Datapunk/Offenbach)
Benna (Harry Klein)
Visual Artists: Jandoon & Proximal (Capsolé/Harry Klein Visuals)

Was ist an Brasilien so faszinierend? Seine Vielfalt. Seine Schönheit und seine Abgründe, die so dicht beieinander liegen. Seine Menschen mit ihren unterschiedlichsten Wurzeln. Seine Größe und sein Größenwahn: Gott ist Brasilianer!
Entsprechend lang ist die Liste der Neuübersetzungen aus Brasilien. Hier eine Auswahl zu treffen war schwer. Doch die Protagonisten des cultureclubbing brasileiro spiegeln die Vielfalt dieses schier unendlich scheinenden Landes perfekt wider.

Luiz Ruffato, 1961 im brasilianischen Bundesstaat Minais Gerais geboren,entwirft in seinem Buch »Es waren viele Pferde« (Assoziation A) in 69 Szenen ein kaleidoskopisches Bild der Megacity São Paulo: Chaos, Gewalt, Elend, Reichtum und Dekadenz. Ein Sog, dem sich der Leser nur schwer entziehen kann.
Von der Härte, den Entbehrungen und der Grausamkeit des Landlebens erzählt er in »Mama, es geht mir gut«, dem ersten Band des Romanzyklus »Vorläufige Hölle«,und berührt dabei die offenen Wunden der brasilianischen Geschichte, den Rassismus, die permanente Gewalt. Luiz Ruffato ist derzeit sicherlich einer der aufregendsten und wichtigsten Schriftsteller seines Landes.

João Paulo Cuenca, 1978 in Rio de Janeiro geboren, stellt in seinem futuristischen Tokio-Roman »Das einzig glückliche Ende einer Liebesgeschichte ist ein Unfall« authentisches Erleben infrage. In »Mastroianni. Ein Tag« erzählt er mehr als nur eine Geschichte. Expressiv und ironisch schildert er das Lebensgefühl einer Generation, die sich vor Idolen und Vorbildern nicht mehr retten kann und sich aus lauter Furcht vor Gemeinplätzen untrennbar mit diesen vermischt.

Und die Zwillinge Fábio Moon & Gabriel Bá, 1976 in São Paulo geboren, entfalten in ihrem Comic »Daytripper« (Panini Comics) die magische und bewegende Geschichte des Schriftstellers und Nachrufschreibers Brás de Olivia Domingos, der in jedem Kapitel an einem anderen Punkt in seinem Leben stirbt. Und so beginnt eine faszinierende Reise, »die die Momente, die uns zu dem machen, was wir sind, zu einem Wandteppich von Leben und Tod verweben«. Wunderbar geschrieben und illustriert und ein leidenschaftliches Plädoyer dafür, dass Comics Literatur sein können – ja sogar Kunst!
fabioandgabriel.blogspot.de/

Michael Kegler (der die Bücher von Cuenca und Ruffato übersetzt hat) führt das Gespräch mit den Autoren. Die Lesungen werden im Literaturhaus von Musik und Drinks begleitet.