So 11.11.12 // 17 Uhr // Saal
1913

1913. Der Sommer des Jahrhunderts

Buchpräsentation mit Florian Illies

Moderation: Michael Krüger

1913 – zwischen Paris und Moskau, London, Berlin und Venedigbegegnen wir Künstlern, deren Schaffen unsere Welt prägte. Malewitsch malt ein Quadrat, Proust begibt sich auf die Suche nach der verlorenen Zeit, Benn liebt Lasker-Schüler, Rilke trinkt mit Freud. Strawinsky feiert das Frühlingsopfer, Kirchner gibt der modernen Metropole ein Gesicht, Kafka, Joyce und Musil trinken am selben Tag in Triest einen Cappuccino – und in München verkauft ein österreichischer Postkartenmaler seine biederen Stadtansichten. In seinem neuen Buch entfaltet Florian Illies das historische Panorama eines einzigen Jahres.

»Und nun erst einmal: Auftritt Thomas Mann. Am frühen Morgen des 3. Januar setzt sich Mann in München in den Zug. Er liest erst ein paar Zeitungen und Briefe, blickt hinaus auf die schneebedeckten Hügel des Thüringer Waldes, nickt dann im überheizten Abteil immer wieder ein über den sorgenden Gedanken um seine Katia, die schon wieder zu einer Kur in die Berge aufgebrochen ist. Im Sommer hatte er sie in Davos besucht und im Wartezimmer des Arztes hatte er plötzlich eine Idee für eine große Erzählung gehabt, doch jetzt kommt sie ihm sinnlos vor, zu weltabgewandt, diese Sanatoriumsgeschichte. Na ja, jetzt würde ja erst einmal in ein paar Wochen sein »Tod in Venedig« erscheinen.«

Florian Illies, »1913. Der Sommer des Jahrhunderts«

So heißt es in Florian Illies’ Buch. Der heutige Sonntag steht im Zeichen der Jahre 1912 und 1913. Im Jahr 1912 erschien Thomas Manns berühmte Novelle »Der Tod in Venedig«, der das Literaturhaus derzeit eine Ausstellung widmet, erstmals in der »Neuen Rundschau«, im Jahr darauf dann als Einzeldruck im Verlag S. Fischer. Im Verlauf des Jahres 1913 wächst in Thomas Mann die Idee einer Sanatoriumsgeschichte immer weiter, eine Geschichte, die – wie wir ebenfalls bei Florian Illies erfahren – nicht »Der Zauberlehrling« heißen wird.

Viele große Geister treffen sich im Jahr 1913, in einem Jahr also, in dem sich Kunst, Literatur und Philosophie, Kultur und Wissenschaft, Zeitgeist und Moderne zu bündeln scheinen.

»Allein schon die Chronologie der Liebes-Komplikationen zwischen Kafka und Felice Bauer, Oskar Kokoschka und Alma Mahler, Rilke und gleich mehreren Damen gibt dem Buch einen hohen Unterhaltungswert. […] Der Hauptgewinn des Buches ist ein gewisses Staunen, das vielleicht noch kein lupenrein philosophisches Staunen ist. Aber, wie man bei Aktien sagt, es ›hat Potential‹.«

Lorenz Jäger (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

»Ich konnte nicht mehr aufhören zu lesen – Illies’ Geschichten sind einfach großartig.«

Ferdinand von Schirach