Ödön von Horváth, eine »typisch alt-österreichisch-ungarische Mischung«, ist einer der meistgespielten deutschsprachigen Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Viele Jahre seines Lebens verbrachte er in München und im nahegelegenen Murnau. München, vor allem aber die Lebenswelt des Durchschnittsmenschen, war der Echoraum, aus dem Horváth Stoff für sein Schreiben bezog. Hier entstanden und spielen der Roman »Der ewige Spießer« (1930), das Volksstück »Kasimir und Karoline« (1931) und der Totentanz »Glaube Liebe Hoffnung«, der auf einem Münchner Betrugsfall basiert. Als scharfer Beobachter der Menschen seiner Zeit saß er im Schwabinger „Schelling-Salon“ oder flanierte über das Oktoberfest, spürte ihre Freuden, Nöte und Abgründe auf, und nahm sie zum Vorbild für seine Volksstücke und Prosatexte.
Rund um den Ausstellungsraum führen 30 Schautafeln chronologisch durch das Leben Horváths. Sie beschreiben den großen Bogen von der Kindheit in Fiume, Belgrad und Budapest bis zu seinem Tod in Paris 1938. Sie verweisen auf den großbürgerlichen Kosmopoliten, der zunächst in seiner Heimatlosigkeit ein kreatives Potential sah, schließlich aber unter dem erzwungenen Exil litt. Eingerahmt von dieser großen Lebensspur Horváths, kann der Ausstellungsbesucher den Münchner Wegen des Schriftstellers folgen. In inszenierten Räumen, mit Großfotos und anhand vieler originaler Exponate wird hier der Blick Horváths auf München und die Münchner der 20er und 30er Jahre thematisiert. Zu sehen sind unter anderem Teile des Original-Interieurs des „Schelling-Salons“ und originale Schaustücke des Oktoberfestes. Zeitdokumente wie Filmaufnahmen, Fotografien, Zeitungen, Plakate spiegeln sich mit ihrer künstlerischen Verarbeitung in Notizbüchern, Briefen, Handschriften und Typoskripten aus dem literarischen Nachlaß von Ödön von Horváth – viele davon sind erstmals zu sehen.