Di 27.2.18 // 20 Uhr // Saal (Foyer-Bar ab 19 Uhr)

Wer ist Michel Houellebecq? Porträt eines Provokateurs

Ein Abend mit Julia Encke

Michel Houellebecq ist nicht nur einer der erfolgreichsten Schriftsteller der Gegenwart, er ist vor allem und mit großer Lust eines: ein Provokateur, der regelmäßig Debatten auslöst, die weit über das Literarische hinausgehen. Mal nennt er den Islam die »bescheuertste Religion der Welt«, dann preist er die Prostitution als eheerhaltende Maßnahme. Julia Encke, Literaturchefin der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, ist ihm immer wieder begegnet und hat sich daran gemacht, das Leben und Werk dieses großen Dichters zu entschlüsseln. Sie fragt nach der Spannung zwischen dem Menschen Houellebecq und dem öffentlichen Bild des Mannes, der mit seinen Romanen »Elementarteilchen« und »Unterwerfung« wütende Anfeindungen wie begeisterte Zustimmung erntete. Sie beschreibt den Visionär, den Romantiker, den Künstler und zeigt, dass kaum jemand die Stimmung unserer Zeit so gut erfasst wie Houellebecq. Pünktlich zum 60. Geburtstag erscheint nun das Porträt, das dem Rätsel Houellebecq auf die Spur zu kommen versucht.

Gespräch: Clemens Pornschlegel (LMU)
Lesung: Klaus B. Wolf

Büchertisch: Autorenbuchhandlung

Veranstalter: Stiftung Literaturhaus // rowohlt Berlin
Eintritt: Euro 12.- / 8.-

»Tatsächlich gibt es für mich keinen Schriftsteller der Gegenwart, der einen mit seinen Zukunftsvisionen, die von der Gegenwart erzählen, so sehr herausfordert. Keinen, der die sozioökonomischen Machtkämpfe der zeitgenössischen Gesellschaft so unerbittlich und präzise beschreibt. Keinen, der die Literatur als Feld der Uneindeutigkeit so sehr ausreizt und uns auf brüchigem Boden zurücklässt. Und das alles mit dieser bewusst herausgearbeiteten Abwesenheit von Stil, diesem Nicht-Stil der Sprache, der natürlich selbst ein Stilphänomen ist.
›Ich habe weder etwas gegen diese oder jene Avantgarde, noch bin ich gegen diese oder jene andere‹, hat Michel Houellebecq einmal in einem Interview gesagt. ›Mir ist nur klar, dass ich mich durch die einfache Tatsache hervorhebe, dass ich mich weniger für die Sprache als für die Welt interessiere. Ich bin fasziniert von den bis dato unbekannten Erscheinungen der Welt, in der wir leben, und ich verstehe nicht, wie es den anderen Dichtern gelingt, sich dem zu entziehen: Leben sie denn alle auf dem Land? Jeder geht in den Supermarkt, liest Zeitschriften, jeder hat einen Fernseher, einen Anrufbeantworter … Es gelingt mir einfach nicht, diesen Aspekt der Dinge hinter mir zu lassen, dieser Realität zu entrinnen. Ich bin schrecklich zugänglich für die Welt, die mich umgibt.‹«
(Julia Encke »Wer ist Michel Houellebecq? Porträt eines Provokateurs«)