Do 3.2.22 // 20 Uhr // Saal & Stream

München stand Kopf. Hedwig Pringsheims Tagebücher

Ein Abend mit Cristina Herbst, Holger Pils & Katja Amberger

Moderation: Holger Pils
Lesung: Katja Amberger

»Nun geschah’s! Um ½ 9 früh drangen 4 Männer von der ›Politischen‹ bei uns ein, mit Packern und räumten unsre Wonung [sic] aus,  verstauten Bilder, Kunst- und Kulturbestand, Silbersammlung etc. in Kisten und in unten wartende Möbelwagen geschleppt. Die ›Herren‹ taten ihre Pflicht u. waren im ganzen recht anständig«

HEDWIG PRINGSHEIM, 21.11.1938

Hedwig Pringsheim (1855–1942), Tochter der Frauenrechtlerin Hedwig Dohm, Schauspielerin, Mutter von fünf Kindern – darunter Katia, spätere Ehefrau von Thomas Mann –, war das Zentrum ihrer emanzipiert jüdischen Familie, eine »Grande Dame« der Münchner Gesellschaft, berühmt-berüchtigt für ihren Humor und ihre Eigensinnigkeit. Von 1885 an schrieb sie Tagebuch – 56  Jahre lang notierte sie Privates und Politisches, kommentierte Besuche, Korrespondenzen und das Wetter.
Die Einträge aus den Jahren 1935 bis 1941 sind durchzogen von Abschieden; Erlebnisse von Verlust und Exil stehen neben trotzig-pragmatischen Notizen. Die Herausgeberin Cristina Herbst stellt den Abschlussband der fulminanten Tagebuchedition (Wallstein Verlag) im Gespräch mit dem Familie-Mann-Experten Holger Pils vor.