Mo 30.6.03 // 20 Uhr // Saal
Zweistimmig

Familiengeschichten

Ein Abend mit Stephan Wackwitz & Simon Werle

Moderation: Lothar Müller (Süddeutsche Zeitung)

Zwei unterschiedliche Beispiele des Genres.
Stephan Wackwitz begibt sich in seinem Familienroman »Ein unsichtbares Land« (S. Fischer Verlag) auf die Suche nach einer längst vergangenen Zeit. Wackwitz’ Vater bekommt die Kamera seines Vaters zugeschickt, in der sich ein belichteter, aber noch nicht entwickelter Film befindet. Die Kamera war von den Engländern auf dem deutschen Schiff, auf dem der Großvater Ende der 30er Jahre nach Deutschland zurück reisen wollte, konfisziert worden. Der spätere Lebensbericht des Großvaters für seine Enkel ist ein weiteres Teil des Puzzlespieles, aus dem sich langsam, mit assoziativer Sprunghaftigkeit, verschiedene Zeitebenen überlagernd, die Vergangenheit rekonstruiert. Was kann ein Nachkomme aus dieser Vergangenheit für das eigene Leben lernen?
Simon Werles »Der Schnee der Jahre« (Nagel & Kimche) dagegen schildert in dichter, eigentümlich harter, gelegentlich fast unterkühlter Prosa, über drei Generationen das Schicksal einer deutschen Familie an den Ufern des Rheins. In ihrem Mittelpunkt steht Edward Callzig, ein junger Zimmermann aus einem Dorf im Hunsrück. Simon Werle entfaltet die Irrungen und Verstrickungen Edwards vor und nach dem Zweiten Weltkrieg und entwickelt einen Sog, in dem sich die Erfahrungen von Jugend, Heimat und Herkunft bis ins Innerste verdichten.