Do 16.11.17 // 18.30 Uhr // Maximilianssaal in der Alten Bayerischen Staatsbank
Literaturfest München 2017: forum:autoren

Das zersplitterte Ich

Deborah Feldman // Elena Lappin // Ariel Levy

Moderation: Doris Dörrie

Sind wir nichts weiter als Diebe und Vampire? Zum Auftakt ihres forum:autoren lädt Doris Dörrie drei Autorinnen zum Diskurs über Heimat in der Sprache, (literarische) Selbstentwürfe, deren Umsetzung und Verlust.

18.30 Uhr DEBORAH FELDMAN
Überbitten bezeichnet eine Versöhnung unter schwierigen Bedingungen. Mit ihrem Buchtitel bringt Deborah Feldman den jiddischen Begriff zurück ins Deutsche. Nachdem sie in dem vielbeachteten Debüt »Unorthodox« ihre Flucht aus einer streng chassidischen New Yorker Gemeinde beschrieb, erzählt sie nun, wie sie in Europa nach ihren Wurzeln sucht – und sich ausgerechnet in Berlin, dem Ort der Vertreibung und des Mordes an ihren Vorfahren, Stück für Stück (er-)findet. »Ich brauchte das Schreiben, um alles hinter mir zu lassen«, sagt Feldman. »Jetzt stehe ich vor Neuem.«

Moderation: Sandra Kegel (FAZ)

19.30 Uhr ELENA LAPPIN
Hineingeboren ins Russische, verpflanzt ins Tschechische, dann ins Deutsche, eingeführt ins Hebräische, adoptiert vom Englischen: In welcher Sprache träume ich?, fragt sich Elena Lappin, geborene Biller. Feinsinnig entfaltet die britische Publizistin ihre von vielfacher Emigration geprägte Familiengeschichte. Sie spürt den Lebenslügen und Geheimnissen der Eltern und Großeltern nach, schildert, was es heißt, mit mehrmals gekappten Wurzeln zu leben und auch nach dem Verlust der Herkunftssprache eines unbedingt zu wollen: schreiben.

Moderation: Adam Soboczynski (Die Zeit)

20.30 Uhr ARIEL LEVY
In Ariel Levys Kopf diskutiert ihr kompetentes Ich mit dem verunsicherten Ich. Plötzlich kann sie Ersteres nicht mehr orten: »Schon wieder ist mir jemand abhandengekommen. In den vergangenen Monaten habe ich
meinen Sohn verloren, meine Ehepartnerin und mein Zuhause.« Schreibend versucht Levy zu verstehen, wie all das verschwinden konnte. Sie schraubte an ihrem Lebensplan wie an einem journalistischen Text – und fragt sich nun, was sie übersehen hat.
Gegen alle Regeln ist ein Memoir. Doch was darf eine Schriftstellerin darin erzählen und was nicht? Wie viel ist geklaut? Und wann wird man zum literarischen Vampir?