Di 29.1.02 // 0 Uhr // Foyer

Das Furchtbare ist immer erst gestern geschehen

Zum Tod von W.G. Sebald

»Den eigenen Namen auf irgendein Werk zu setzen, sichert niemandem das Anrecht auf Erinnerung, denn wer weiß, ob nicht gerade die besten spurlos verschwunden sind«.

Es ist zu hoffen, dass W.G. Sebald irrt, zumindest in eigener Sache. Denn das Werk, das seinen Namen trägt – um mit »Die Ausgewanderten« (1993), die »Ringe des Saturn« (1995) und »Austerlitz« (2001) nur die wichtigen Prosawerke zu nennen – gehört zweifellos zum Besten der deutschen Gegenwartsliteratur, die er auf ganz unzeitgemäße Art bereichert hat. Denn immer wieder ist es der Geschichtsverlust unserer Zeit, den er mit der strengen erzählerischen Räson des Chronisten deutlich macht. Ein großer Verlust zeugt immer zugleich von großem Reichtum. Was ihnen W.G. Sebald als Verleger, Leser und Freund bedeutet hat, davon sprechen an diesem Abend Sir Peter Jonas (Bayerische Staatsoper), Michael Krüger (Carl Hanser Verlag), Sigrid Löffler (Literaturen) und Thomas Steinfeld (Süddeutsche Zeitung) – und lesen ausgewählte Passagen aus seinem Werk.