Lesungskritik: ›Etwas Besseres als den Tod finden wir überall!‹

AUF EIN BIER MIT.... Kathrin Passig, Karla Paul, Marie Schmidt & Katja Engelhardt über Literaturkritik

»Die Kunst des Erzählens besteht darin, eine Katze mit maximalem Effekt aus dem Sack zu lassen.«

Hellmuth Karasek

v.l.n.r. Karla Paul, Kathrin Passig, Florian Kessler, Katja Engelhardt & Marie Schmidt
v.l.n.r. Karla Paul, Kathrin Passig, Florian Kessler, Katja Engelhardt & Marie Schmidt

Nach einem spannenden Abend mit jungen LektorInnen im Juli diskutierten vergangene Woche in unserer Talk-Reihe »Auf ein Bier mit…« Literaturkritikerinnen über das klassische Feuilleton, die Macht von Literaturblogs, Amazon-Rezensionen, das »Fell des Bären«, die automatisierte Literaturkritik & die Bedeutung von Nagetieren für die Qualität von Texten.

Auf der Bühne: Bloggerin & Verlegerin KARLA PAUL, Journalistin & Schriftstellerin KATHRIN PASSIG, Redakteurin & Autorin KATJA ENGELHARDT (puls) sowie MARIE SCHMIDT, freie Journalistin (DIE ZEIT). Moderation: FLORIAN KESSLER (Lektor beim Hanser Verlag).

Was sonst zur Sprache kam: begeisternde Erlebnisse rund um die Literaturkritik (Karla Paul freute sich zum Beispiel über die im aktuellen Literatur Spiegel erschienene Literaturkritik Sascha Lobos über ein Buch, das es gar nicht gibt. Lobos Wurf mache ihn zum »Jan Böhmermann der Literatur«, der den etablierten Feuilleton-Betrieb entlarve), die Frage nach objektiven Kriterien für die Bewertung von Literatur (schwer zu beantworten) und nach dem Sinn & Zweck von Literaturkritik (Marie Schmidt: »Mein Job liegt eher darin, einmal vorzulesen, wie dieses Buch als Kunstwerk funktioniert … (…) Es ist nicht mein Interesse, eine Kaufempfehlung zu geben.«). Gepflegt gestritten wurde auch. Über die Frage wer hier eigentlich wen jage: Die Blogger das klassische Feuilleton oder umgekehrt? Oder darüber, ob zu viele Meinungen zur Trivialisierung von Literaturkritik führen.

»UND SO SEHEN WIR BETROFFEN / DEN VORHANG ZU UND ALLE FRAGEN OFFEN.«
Um dieses Gefühl zu vermeiden rief Florian Kessler das Publikum während der Diskussion auf, auf weißen Zetteln (oldschool) & via Twitter weitere Fragen zu formulieren (»Alle Fragen sind erlaubt, am liebsten natürlich zur Literaturkritik!«), die teilweise noch am Abend beantwortet wurden.

WEITERE FRAGEN VOM PUBLIKUM AN DAS PODIUM (welche an dieser Stelle noch von dem ein oder anderen Podiumsteilnehmer beantwortet werden können):

a) »Wie wählen die Redakteure der ZEIT die Bücher aus, die rezensiert werden sollen?«

b) An Katja Engelhardt: »Was hat eine perfekte Hörfunk-Literatur-Rezension?«

c) An Karla Paul: »Wie wählst du die Bücher aus, die Du tatsächlich liest? Cover? U4-Texte. Rezensionen? Weil es Bestseller sind? Alles zusammen?«

d) »Es geht immer das Gerücht um, ein Verriss im Feuilleton verkaufe besser als jede Empfehlung. Wahr oder unwahr?«

e) »Wenn Zeitungskritik keine Kaufanregung geben will, was will sie dann? Die Verlage schicken die Rezensionsexemplare ja nicht aus Spaß«

f) »Gibt es einen Unterschied zwischen Literaturkritik und Leseförderung?«

g) »Ist der Grund warum jemand ein Buch kauft entscheidend oder reicht es einfach, dass die Person es tut?«

h) »Wass muss ein Buch Eurer Meinung nach für den Leser leisten?«

i) »Wer von euch schaut morgen das ›Literarische Quartett‹? Erwartungen, Ängste«

j) »An alle: Wo kauft ihr Bücher – und nutzt ihr diesen Ort auch zum Rezensieren? Und: Ist Thees Uhlmanns Roman gut?«

k) »Bitte je eine Buchempfehlung mit Offenlegung der Kriterien«

l) »An alle: Was sind eure Lieblingsbücher? Überhaupt, für alle Zeiten.«

WEITERFÜHRENDE LINKS:
· »Enfant flexible«, Nachruf Christopher Schmidts auf Hellmut Karasek (SZ, 30.9.2015)
· Online-Kiosk Blendl
· Kritik zu Clems Setz’ Roman »Die Stunde zwischen Frau und Gitarre« (FAS)
· #cybris: Sammlung der Tweets zu Sascha Lobos erschienener Literaturkritik über »Cybris«, das Buch, das es gar nicht gibt
· Kathrin Passig: »Überwiegend ernst gemeint. Die Automatische Literaturkritik« (VOLLTEXT, 30.6.2014)
· Kriterienliste der Automatischen Literaturkritik

Danke für wunderbaren & kurzweiligen Abend!

DO 1.10.15
»ETWAS BESSERES ALS DEN TOD FINDEN WIR ÜBERALL!«

Kathrin Passig, Karla Paul, Marie Schmidt & Katja Engelhardt über Literaturkritik
Moderation: Florian Kessler (Hanser Verlag)

4 Kommentare zu “Lesungskritik: ›Etwas Besseres als den Tod finden wir überall!‹”

  1. Ich höre mir das heute abend an, hört sich sehr spannend an. In der Zwischenzeit heul ich in mein Kissen und frage mich wieso ich diesen Abend verpasst habe ???? 🙁

Kommentare sind geschlossen.