Sa 19.11.16 // 14 Uhr // Bibliothek
Literaturfest München 2016: forum:autoren

Kannitverstan

Übersetzertag übers (Nicht-)Verstehen mit Vorträgen und Gesprächen

Übersetzer gelten als Spezialisten des Verständlichmachens. Was aber, wenn das Mehrdeutige, das Vage und Unverständliche nicht Betriebsunfälle der Literatur sind, sondern zu ihren Ur-Elementen zählen? Zwischen den Vorträgen zeigt der Dichtungschor rund um Hanns Zischler, wie sich Lyrik chorisch übersetzen lässt.

14.05 UHR
MUTTERSPRACHE SHAKESPEARE
»Denk ich an Europa, denk ich an Shakespeare«, sagt Alida Bremer. »Wir sind aus Übersetzung und Unterwanderung gemacht.« Die Autorin und Übersetzerin hinterfragt Konzepte wie »Mutter«sprache und »National«literatur.

14.50 UHR
DREI WORTE NOCH, UND DANN WIRD SPRACHE ENDEN
Shakespeares Gesamtwerk alleine ins Deutsche zu übertragen – das ist vor Frank Günther keinem gelungen. Shakespeare, so Günther, schlug Sprachfunken aus der Erkenntnis, dass alles Reden statt zur Wahrheit in den Irrgarten führt. Was aber übersetzt man dort?

LYRISCHES ZWISCHENSPIEL: DICHTUNGSCHOR
Hanns Zischler verteilt die Verse von zumeist übersetzten Dichter_innen auf fünf bis sieben Stimmen. So haben Sie Dickinson, Shakespeare und Co. noch nie gehört!

16.15 UHR
SAG WAHRHEIT GANZ, DOCH SAG SIE SCHRÄG
1789 Gedichte schrieb Emily Dickinson, zehn wurden zu ihren Lebzeiten veröffentlicht. Heute, 100 Jahre später, werden die Verse der Puritanerin aus Massachusetts sogar in Japan gefeiert. Ein Missverstehen? Ein Materialvortrag der Dickinson-Übersetzerin Gunhild Kübler.

17 UHR
ZWISCHEN VERSTÄNDNISWUNSCH UND VERSTÄNDNISTERROR / ÜBERSETZEN ALS »SELBSTFREMDMACHUNG« DES VERSTEHENS
»Verstehen macht die Welt klein, sich mit dem Nichtverstehen arrangieren macht sie obskur«, meint der Spanisch-Übersetzer Christian Hansen. Der Arabisch-Übersetzer Stefan Weidner wiederum verteidigt den Übersetzer als Hüter des Unverständlichen. Als spekulativen Abschluss loten sie mit Elke Schmitter Grenzen und Chancen des (Nicht-)Verstehens aus.

Konzeption: Marie Luise Knott und Elke Schmitter