Mi 4.5.11 // 20 Uhr // Bibliothek
Aus der arabischen Welt

Yalo

Lesung mit Elias Khoury

Moderation: Christoph Bartmann (Goethe Institut)
Lesung des deutschen Textes: René Dumont

So wie für Lawrence Durrell das alte Alexandria die Hauptstadt der Erinnerung war, ist für den Romancier, Dramatiker, Literaturkritiker und Redakteur Elias Khoury (Jahrgang 1948) das wiederaufgebaute Beirut die Hauptstadt der Amnesie.
Yalo, der aus einer christlich-syrianischen Familie stammt, wächst in Beirut auf. Jung gerät er in eine der Milizen des Krieges. Nach dessen Ende wird er Wächter eines Waffenhändlers. In den Hügeln außerhalb Beiruts überfällt er nächtens Liebespaare, raubt und vergewaltigt – und verliebt sich in eines seiner Opfer, Shirin. Sie zeigt ihn an. Er wird festgenommen und gefoltert. Man zwingt ihn, sein Leben aufzuschreiben, immer neu, denn nie sind die Folterer zufrieden – selbst wenn er zugibt und ausmalt, was er gar nicht getan hat. So gerät Yalo außer sich. Im Schmerz trennt er sich von seinem Körper und erfindet sich im Geist. Mit jeder neuen Fassung verändert sich die Beschreibung, sie reichert sich an, sie franst aus, verschmutzt, färbt sich, oszilliert, sie nimmt ein Sprach- und Eigenleben an. Ein großartiges Buch über ein libanesisches Leben in Zeiten des Kriegs und Nachkriegs (Suhrkamp Verlag, aus dem Arabischen von Leila Chammaa) – die deutschen Textpassagen daraus liest der Münchner Schauspieler René Dumont (Münchner Kammerspiele u.a.).